Biochemisch gesehen ist die Zitrone das Gegenteil von dem, wonach sie schmeckt: basisch. Sie zählt zu den gesündesten Lebensmitteln.

Sie gehört zum Sommer wie Freibad und Erdbeertorte: die Zitrone. Sonnengelb ist die Frucht eigentlich eine Beere und wächst am besten im Sehnsuchtsland der Deutschen, in Italien. Kalt und heiß ist die Zitrone vielfältig einzusetzen und aus Küche sowie Hausapotheke nicht wegzudenken. Im Barock avancierte sie sogar zum Statussymbol: Unter Europas Adligen war es schick, sich Orangerien für die aus China, Indien und Persien stammenden und Wärme liebenden Zi­trus- und Orangenbäume anzulegen.

Der Saft der Südfrucht in Eis oder Limonade erfrischt und belebt den Kreislauf, ist aber auch ein Hausmittel bei Insektenstichen. Außerdem ist die Zitrone eine Vitaminbombe. 100 Gramm enthalten 53 Milligramm Vitamin C und decken mehr als die Hälfte unseres Tagesbedarfs. Doch nicht nur das: Muskeln, Herz und Knochen freuen sich über den hohen Gehalt an Magnesium, Kalzium, Kalium und Phosphor.

Und wie nimmt man diese Vitamine und Nährstoffe am besten zu sich? Ideal ist vor dem Frühstück ein Zitronenwasser, für das man den frisch gepressten Saft einer halben Frucht in ein Glas mit lauwarmem Wasser gibt (nicht heißer als 30 Grad, sonst wird das Vitamin C zerstört). Dieses Getränk wirkt gegen Übersäuerung im Körper. Aber wie kann das sein, wo doch die Zitrone sauer schmeckt? Was offenbar vielen Menschen nicht bekannt ist: Die Frucht gehört, wie beispielsweise auch Äpfel, Bananen und Pfirsiche, zu den basischen Lebensmitteln, und die sind für eine gesunde Ernährung unerlässlich. Obendrein unterstützen Zitronen die Entschlackung des Körpers, hemmen Entzündungsprozesse, kurbeln die Verdauung an, sind gut für den Stoffwechsel und stärken das Immunsystem. Angeblich sind sie sogar in der Lage, Tumorzellen zu zerstören.

Um sich die Arbeit beim Zitronenauspressen ein wenig zu erleichtern, kann man die mediterranen Früchte vorher kurz und fest auf der Arbeitsfläche rollen, damit der Saft leichter ausgepresst werden kann. Ist in der Küche allerdings nur ein wenig Saft vonnöten, sticht man die Zitrone am besten mit einer feinen Nadel an; so kann man nur ein bisschen Saft auslassen. Kleine schwere Früchte sind meist ergiebiger als größere Sorten.

Ein Hauch von Orient: Zitrone in Salz oder getrocknet

Auch vielen Speisen gibt die Zitrone eine fruchtige Note. Eine Delikatesse aus der marokkanischen Küche sind salzige Zitronen. Dafür wird ein großes verschließbares Glas, in dem sechs Zi­tronen gut Platz haben, heiß ausgespült und getrocknet. Sieben Esslöffel grobes Meersalz bereitstellen. Davon einen Teelöffel voll in das Glas geben.

Die sechs gewaschenen Zitronen zweimal über Kreuz der Länge nach tief einschneiden, über einem Teller, um den Saft aufzufangen, aber nicht durchschneiden! Wenn es geht, die Kerne entfernen. Nun je einen Teelöffel Meersalz in jeden tiefen Einschnitt jeder Zitrone geben und die Zitronenviertel wieder fest zusammendrücken. Die Zitronen dicht nebeneinander in das Glas legen.

Eine weitere Zitrone auspressen und den aufgefangenen Saft über die Zitronen im Glas gießen. Die Früchte mit dem restlichen Meersalz bestreuen und mit kochendem Wasser auffüllen, sodass sie bedeckt sind. Das Glas verschließen und drei bis vier Wochen an einen warmen Platz stellen.

Die Zitronen halten sich monatelang. Wem sie zu salzig sind, der kann sie vor dem Weiterverarbeiten mit Wasser abspülen. Die Zitronenstücke geben jedem Fisch-, Fleisch- und Gemüsegericht eine fruchtig-herbe Note.

Boris Kasprik vom Restaurant Petit Amour in Ottensen verarbeitet Salzzi­tronen gern in seinen Menüs. „Immer wenn ich bei herzhaften Gerichten einen Frische-Kick haben möchte, zum Beispiel bei Lamm, Thunfisch oder mediterranem Gemüse, kommen sie zum Einsatz.“ Der Koch legt selbst vollreife sizilianische Bio-Zitronen ein. Bei seiner Variante mariniert er die Früchte nicht nur mit Salz und Wasser, sondern auch mit Zucker, Sternanis, Thymian, Lorbeer, Knoblauch und Olivenöl.

Süß tauchen Zitronen in Kuchen, Eis und dem samtigen italienischen Likör Limoncello mit Früchten von der Amalfiküste auf. Und natürlich im britischen Brotaufstrich Lemon Curd. Dafür vier unbehandelte Zitronen heiß waschen, abtrocknen und die Schale abreiben. Die Früchte auspressen, 150 ml Saft abmessen. Schale und Saft in einen Topf geben.

225 Gramm Zucker, zwei Päckchen Vanillezucker, 75 Gramm Butter, drei Eier (Größe M) und einen gestrichenen Teelöffel Speisestärke dazugeben. Alles mit einem Schneebesen unter Rühren bei mittlerer Hitze zum Kochen bringen. Die heiße Masse sofort randvoll in Gläser füllen. Mit Schraubdeckeln (Twist-off) verschließen. Lemon Curd nach dem Erkalten im Kühlschrank aufbewahren.

Orientalische Gerichte bekommen durch getrocknete Zitronen als Gewürz den letzten Pfiff. Dafür werden die Früchte für etwa einen Monat an einen schattigen und luftigen Platz gelegt (in der Sonne verderben sie). Von Zeit zu Zeit sollten sie hin und her gerollt werden. Die Zitronen werden dann dunkelbraun und natürlich trocken und hart.

Man kann sie anschließend ganz in die Speise legen und für maximal 30 Minuten mitkochen. Oder sie werden zerbrochen oder gemahlen und dann als Gewürz zugegeben.

Sauer macht lustig, ist gesund und versüßt so doch das Dasein. „Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade draus“, heißt es in einem Sinnspruch. Oder „frag nach Salz und Tequila“. Eben je nach Tageszeit. Schönen Sommer!