Curagita steigt auch bei Radiologien der Krankenhäuser Bethesda und Tabea ein. Patientenversorgung gesichert. Verfahren gegen Hanserad-Gründer Prof. Auffermann läuft weiter.

Hamburg. Gut ein Jahr nach einer der spektakulärsten Pleiten der deutschen Medizinbranche sind Hunderte Arbeitsplätze gerettet und ist für Zehntausende Hamburger Patienten die Versorgung gesichert. Die Heidelberger Firma Curagita übernimmt endgültig die insolvent gegangene Praxisgruppe Hanserad Radiologie und schließt sich in Hamburg mit der bestehenden Conradia zusammen.

An den Standorten in Bergedorf, Billstedt, Mümmelmannsberg, Harburg, am Bethesda- und am Tabea-Krankenhaus in Blankenese können nun weiterhin moderne Röntgenuntersuchungen, MRTs und Computertomografien gemacht werden. In Hamburg sollen zusätzlich 15 Millionen Euro in Geräte und Räume investiert werden, sagte Curagita-Chef Dr. Johannes Schmidt-Tophoff dem Hamburger Abendblatt. „Das zeigt, dass wir es geschafft haben, die Hanserad erfolgreich von den Maschenschaften der Vergangenheit zu reinigen und auf seriöse und wirtschaftlich belastbare Füße zu stellen.“

Hanserad war von Prof. Wolfgang Auffermann gegründet worden. Ende Dezember 2012 war er in die Insolvenz gerutscht, weil er sich augenscheinlich mit einer Großpraxis am Stephansplatz übernommen hatte. Wie das Abendblatt enthüllte, wird Auffermann Abrechnungsbetrug in zweistelliger Millionenhöhe vorgeworfen. Derzeit ermittelt die Hamburger Staatsanwaltschaft noch immer. Im vergangenen Jahr wurden bei Razzien bundesweit 41 Objekte durchsucht und Unterlagen beschlagnahmt. Nach Abendblatt-Informationen hat sich die Hamburger Staatsanwaltschaft intern eine Deadline bis April dieses Jahres gesetzt, um eine Anklage gegen Auffermann auf die Beine zu stellen. Auch die Staatsanwaltschaft Kiel ermittelt. Auffermann bestreitet die Vorwürfe.

Curagita denkt an Expansion

Curagita-Chef Schmidt-Tophoff ist froh, dass es nach langen Querelen gelungen ist, unter dem künftigen Namen Conradia die Arztsitze hinüberzuretten. Er sprach sogar von Expansion, denn noch ist die Radiologische Allianz die Nummer eins in Hamburg. „Durch die Investitionen können wir die Qualität unserer ärztlichen Leistungen steigern und künftig auch Wartezeiten auf Behandlungstermine verkürzen.“ Der Ärztliche Direktor Dr. Klaus Kunz sagte, er bedanke sich bei den Hamburger Ärzten und Patienten, die ihnen „während der schwierigen Insolvenzzeit“ die Treue gehalten hätten.

Momentan sind es noch 198 Mitarbeiter an den ehemaligen Hanserad-Standorten (früher waren es rund 300), davon 72 in München. Das sind mehr als die während der Insolvenzphase zugesagten 165, deren Job gerettet werden sollte. Um den Mega-Deal machen zu können, musste sich Curagita am Krankenhaus Salzhausen (Landkreis Harburg) beteiligen, das sich ebenfalls in der Insolvenz befindet. Denn an Medizinischen Versorgungszentren dürfen sich nur Ärzte oder Krankenhäuser beteiligen, keine Firmen. Künftig firmiert Salzhausen als Trägergesellschaft. Mit der alten Hanserad setzt Curagita derzeit etwa 50 Millionen Euro im Jahr um. Die Heidelberger Firma ist ein bundesweiter Zusammenschluss von 360 niedergelassenen Radiologen.