Eine Grippeimpfung schützt Kinder nicht nur vor einer Influenza, sondern bewahrt Kinder auch vor anderen gefährlichen Keimkombinationen.

Köln/Potsdam. Mit dem Herbst beginnt auch die Zeit, in der gehäuft Grippeerkrankungen auftreten. Die Kassenärztliche Vereinigung hat anlässlich der beginnenden kalten Jahreszeit zur Impfung gegen die Grippe aufgerufen. Oktober und November seien die besten Monate, um sich immunisieren zu lassen, sagte der stellvertretende Vorsitzende Andreas Schwark der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg am Montag in Potsdam. Die Impfung biete in der Regel vier bis sechs Monate Schutz vor dem Virus, an dem laut Vereinigung jedes Jahr mehrere tausend Menschen sterben. Vor allem Haus-, Kinder-, und Frauenärzte seien ausreichend mit Impfstoff ausgestattet.

Grippekranke Kinder haben zudem ein hohes Risiko für schwere Zweitinfektionen mit Viren oder Bakterien. Eine Grippeimpfung schützt deshalb nicht nur vor einer Influenza, sondern bewahrt Kinder zugleich vor gefährlichen Keimkombinationen. „Grippeviren schwächen das Immunsystem und erleichtern insbesondere Staphylokokken oder Pneumokokken die Verbreitung im Körper“, erläutert der Kinder- und Jugendarzt Martin Terhardt.

Pneumokokken sind Bakterien, die zusammen mit Grippeviren im menschlichen Organismus Lungenentzündung, Hirnhautentzündung, Blutvergiftung (Sepsis) oder Mittelohrentzündungen auslösen können. Staphylokokken können neben Lungenentzündung und Blutvergiftung unter anderem auch zu einer Entzündung des Herzens führen. Viele Menschen sind Träger von Pneumokokken oder Staphylokokken, ohne zu erkranken. Ein geschwächtes Abwehrsystem kann aber unter anderem dazu führen, dass sich die Keime im Körper ausbreiten.

Amerikanische Forscher haben bei an Grippe verstorbenen Minderjährigen nachgewiesen, dass vor allem bakterielle Lungenentzündungen und influenzabedingte Herzschäden zum Tod bei Infektionen mit Grippeviren führen. In einer finnischen Studie wurden die grippebedingte Klinikeinweisungen bei Kindern bis 16 Jahre untersucht. Dabei ergab sich, dass bei älteren grippekranken Kindern meist zusätzliche Atemwegserkrankungen die Ursache für eine stationäre Behandlung waren. Bei Säuglingen unter einem halben Jahr waren septische Erkrankungen in mehr als der Hälfte der Fälle die häufigste Ursache.

„Gerade der hohe Anteil an lebensbedrohlichen Sepsiserkrankungen bei Säuglingen zeigt, wie wichtig eine Grippeimpfung für Familienangehörige und Betreuungspersonen in der Umgebung eines Babys ist“, sagt Terhardt, der Mitglied in der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut ist. „Säuglinge dürfen erst ab sechs Monaten geimpft werden und können deshalb am besten durch ein immunisiertes Umfeld vor einer Ansteckung bewahrt werden.“

Auch bei älteren Kindern stellt eine grippebedingte Blutvergiftung laut der finnischen Untersuchung eine Gefahr dar. Demnach hat immerhin etwa jeder zehnte der in einer Klinik behandelten Jugendlichen eine Sepsis. Die STIKO empfiehlt, chronisch kranke Kinder und Jugendliche jährlich im Herbst gegen Grippe impfen zu lassen. Chronisch können zum Beispiel Erkrankungen der Atemwege, des Herz-Kreislauf-Systems, des zentralen Nervensystems, des Stoffwechsels oder des Immunsystems sein. # dpa-Notizblock ## Internet