Für die Krebspatienten werde durch den derzeitigen Entwurf nichts besser. Es müsse ein einheitliches Krebsregister geschaffen werden.

Berlin. Die gesetzlichen Krankenkassen kritisieren die Pläne von Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) zur Ausweitung der Krebsvorsorge. „So wie der Gesetzentwurf jetzt ist, wird dadurch für die Krebspatienten nichts besser“, sagte der Geschäftsführende Vorstand des AOK-Bundesverbandes, Uwe Deh, der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstagsausgabe) vor einer Expertenanhörung zum Gesetz am Dienstag in Berlin. Bahr will demnach Reihenuntersuchungen zur Früherkennung von Darm- und Gebärmutterhalskrebs einführen.

AOK-Vorstand Deh bemängelt vor allem, dass der Minister es bei den vielen verschiedenen Krebsregistern belassen und nicht ein einziges schaffen will: „Der bestehende Flickenteppich von 46 Registern muss abgelöst werden durch eine Stelle, die für aussagefähige, übergreifende, transparente Daten sorgt“, sagte Deh. So bestehe ein „Chaosrisiko wegen Mehrfachmeldungen“, wenn etwa ein Patient aus Bayreuth in Nürnberg operiert würde und seine Behandlungen deshalb in zwei verschiedenen Registerregionen erfasst würden.

+++Gesundheitsminister Bahr will Krebsvorsorge verbessern+++

Zweifel hat die AOK auch daran, dass eine explizite Aufforderung der Kassen an ihre Mitglieder, zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen, wirklich etwas bringt. Zum Teil gebe es bei der Vorsorgeuntersuchung zum Gebärmutterhalskrebs schon heute sehr hohe Teilnahmequoten. Das sei kaum noch zu steigern. Stattdessen sollte Bahr die Patienten besser bei der Suche nach der besten Therapie und dem besten Krankenhaus für ihre Krebserkrankung unterstützen, forderte Deh.

Doris Pfeiffer, Chefin des Spitzenverbands der Krankenkassen, sagte der „Welt“: „Leider stehen bei den geplanten klinischen Krebsregistern Verantwortung, Finanzierung und Nutzen in keinem angemessenen Verhältnis.“ Ihre Sorge sei, dass die Beitragszahler das Vorsorgeprogramm und die damit verbundenen Forschungsprojekte und Verwaltungsstrukturen „pauschal finanzieren, obwohl der Nutzerkreis sehr viel breiter ist.“

Die Bundesländer haben bereits angekündigt, die Krebs-Pläne von Bahr nicht finanziell unterstützen zu wollen. Bayerns Gesundheitsminister Marcel Huber (CSU) lobte zwar das Ziel, flächendeckend Krebsregister einzurichten, verlangte aber selbst finanzielle Unterstützung dafür vom Bund. Auch Hessens Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) sagte, es sollte bei der Einrichtung von flächendeckenden Krebsregistern „zu keiner finanziellen Mehrbelastung der Länder kommen.“