Starre Altersvorgaben für einen kostenlosen Check-up sollen gelockert werden und Bürger regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung eingeladen werden.

Berlin. Krebs ist mit mehr als 218 000 Opfern im Jahr die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Deshalb soll die Krebsvorsorge nach Plänen der Bundesregierung ausgebaut werden. Auch zur Früherkennung von Darmkrebs und Gebärmutterhalskrebs sollen Patienten bald regelmäßig von der Krankenkasse zu Untersuchungen eingeladen werden, wie eine Sprecherin von Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) am Montag in Berlin sagte. Vorbild sei die Brustkrebsvorbeugung, bei der dies schon praktiziert wird. Die Teilnahme an den Untersuchungen, die von der Kasse bezahlt werden, ist freiwillig. Das neue Konzept könnte voraussichtlich 2015 in Kraft treten. Damit wurden Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag) bestätigt.

Altersgrenzen, ab denen die Kassen die Kosten für Vorsorge-Checks übernehmen, sollen künftig nicht mehr gesetzlich vorgegeben werden, heißt es in einem Referentenentwurf des Gesundheitsministeriums. Sie solle der Gemeinsame Bundesausschuss als oberstes Beschlussgremium von Ärzten und Krankenkassen „nach dem jeweils gültigen Stand des medizinischen Wissens“ festlegen. Zu Mammographie-Untersuchungen der Brust werden bisher Frauen von 50 bis 69 Jahren eingeladen.

+++Einmal Durchchecken, bitte! Mann darf auch mal zum TÜV+++

+++Hautkrebsvorsorge: Genau hinsehen+++

Vorgesehen ist außerdem, dass die Länder klinische Krebsregister einrichten müssen. Sie sollen nach bundeseinheitlichen Vorgaben Daten zu Behandlungsschritten und zum Erfolg von Krebsbehandlungen sammeln, was die Qualität der Behandlung verbessern soll. Geplant ist, dass der Gesetzentwurf noch im Sommer ins Bundeskabinett eingebracht wird. Damit sollen Empfehlungen zur besseren Vorsorge umgesetzt werden. Die Zahl der Erkrankungen stieg nach Regierungsangaben zuletzt.

Kommentar der „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ zu Minister Bahrs Plänen:

„Es kommt nicht oft vor, dass Gesundheitsminister Bahr so viel Zustimmung für ein Gesetzesvorhaben bekommt wie nun für die bessere Vorsorge gegen Darm- und Gebärmutterhalskrebs. Diese Pläne gehen grundsätzlich in die richtige Richtung. Es ist sinnvoll, dass die Krankenkassen die Versicherten gezielt zu Vorsorgeuntersuchungen anregen sollen. Je früher der Krebs erkannt wird, desto eher kann man ihn erfolgreich behandeln. Für die Kassen kann sich mehr Vorsorge rechnen, wenn sie am Ende weniger teure Behandlungen bezahlen müssen. Auch die geplanten einheitlichen Krebsregister scheinen zielführend. Sie könnten dazu beitragen, dass die Krebsvorsorge verbessert wird.

Strittig dürfte aber sein, wer die Register am Ende finanziert. Sowohl die Kassen als auch die Länder werden versuchen, ihre Ausgaben zu minimieren. Wie wichtig Vorsorge ist, zeigt die Zunahme an Neuerkrankungen bei einigen Krebsarten. Etwa beim Darmkrebs. Doch am Ende helfen die besten Angebote nichts, wenn der Bürger nicht ein wenig Eigenverantwortung an den Tag legt. Den Ruck, eine Untersuchung über sich ergehen zu lassen, muss er sich selbst geben. Denn in vielen Fällen kann die Vorsorge Leid verhindern und Leben retten – gerade beim Darmkrebs, wo im Frühstadium beste Heilungschancen bestehen. Diese Option sollte dem Versicherten eine Vorsorge Wert sein.“