Selten waren Experten und Politiker so optimistisch, den Kampf gegen HIV gewinnen zu können, wie vor der diesjährigen Welt-Aids-Konferenz.

Washington. "Gemeinsam das Blatt wenden", so das Motto der diesjährigen Welt-Aids-Konferenz in Washington. Gestützt von ermunternden neuen Statistiken und Forschungsergebnissen wollen Politiker und Wissenschaftler das Treffen nutzen, um HIV den letzten Kampf anzusagen. „In einem noch vor wenigen Jahren undenkbaren Szenario wissen wir jetzt, dass wir noch zu unseren Lebzeiten damit beginnen können, Aids zu beenden“, sagte der Präsident der Internationalen Aids-Gesellschaft (IAS), Elly Katabira, im Vorfeld der von seiner Organisation veranstalteten Konferenz.

Rund 25 000 Teilnehmer haben sich zu dem Treffen angekündigt, das am Sonntag eröffnet wird und bis zum 27. Juli dauert. Dazu zählen hochkarätige Gäste wie der ehemalige US-Präsident Bill Clinton, Microsoft-Gründer Bill Gates, Weltbank-Präsident Jim Yong Kim, die Schauspielerinnen Sharon Stone und Whoopi Goldberg sowie der Sänger Elton John.

Einer aber fehlt und trübt damit die Stimmung: US-Präsident Barack Obama wird nicht an der Konferenz teilnehmen, bestätigte das Weiße Haus in der vergangenen Woche. Und das, obwohl es von seinem Dienstsitz bis zum Konferenzzentrum zu Fuß gerade einmal eine Viertelstunde dauert und bislang fast ausnahmslos alle Staatsoberhäupter der jeweiligen Gastgeberländer zu den Konferenzteilnehmern gesprochen haben.

+++ Zahl der HIV-Neuinfektionen sinkt deutlich – besonders bei Kindern +++

Obama aber schickt lieber seine Außenministerin Hillary Clinton und lässt sich selbst nur kurz per Videobotschaft blicken. Von vielen Aids-Organisationen erntete Obama, der 2010 mit einer Aufhebung des Einreiseverbots für HIV-Infizierte in die USA die Konferenz in Washington erst wirklich möglich machte, für sein Fernbleiben scharfe Kritik.

Aber die Organisatoren wollen sich die Aufbruchstimmung nicht verderben lassen. „Die wirtschaftliche Lage ist schwierig, aber die Wissenschaft sagt uns, dass es unverantwortlich wäre, diesen historischen Moment zu verpassen“, mahnte die Co-Vorsitzende der Konferenz, Diane Havlir.

Seit Jahren sinkt die Zahl der Neuinfektionen, immer mehr infizierte Menschen bekommen die lebensrettenden Medikamente, mit denen sich das Virus im Körper dauerhaft in Schach halten lässt. Zudem nehmen immer mehr betroffene Länder die Finanzierung ihrer Aids-Kosten selbst in die Hand, zeigen aktuelle Statistiken und Studien. Auf der Konferenz sollen zahlreiche weitere Erkenntnisse veröffentlicht und es soll besprochen werden, wie die positive Entwicklung fortgesetzt und ausgebaut werden kann.

Für eine Entwarnung sei es noch viel zu früh, mahnen Hilfsorganisationen. Noch immer bekommt nur knapp mehr als die Hälfte der bedürftigen HIV-Infizierten Medikamente und einer neuen Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge nimmt die Resistenz gegen die Medikamente weiter zu, wenn auch nicht so drastisch wie befürchtet. „Die Geschwindigkeit, mit der die Behandlung ausgebaut wird, und die finanziellen Mittel müssen verdoppelt werden“, fordert Oliver Moldenhauer von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. „Die HIV/Aids-Epidemie ist noch lange nicht unter Kontrolle.“ (dpa)