Die Parasiten sind auf dem Vormarsch und machen auch vor Sachsen-Anhalt nicht halt. Schädlingsbekämpfer haben gut zu tun.
Magdeburg. Sie richten sich in Schlafzimmern, Spielstuben und Klassenzimmern ein und lassen sich nicht so leicht abschütteln: Bettwanzen und Läuse befallen die Menschen und leben von dessen Blut. In diesem Jahr sind Kopfläuse allerdings kein gravierendes Problem in Sachsen-Anhalt. Bettwanzen dagegen sind auf Eroberungszug und breiten sich immer mehr aus. Während früher der Befall mit Ungeziefer bei vielen Menschen Scham hervorrief, gehen die Leute heute offener damit um, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab.
„Bettwanzen sind derzeit deutschlandweit auf dem Vormarsch, so auch in Sachsen-Anhalt“, sagt der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Schädlingsbekämpferverbandes in Essen, Reiner Gsell. Hauptsächlich die Zunahme der Reisetätigkeit der Menschen habe für die Verbreitung der Parasiten gesorgt. „Zunächst kommen sie in die Hotels, dann geht es in die Haushalte und andere Einrichtungen.“ Für die Beseitigung der Wanzen müsse ein Fachmann her, so der Experte. Hilfesuchende könnten beispielsweise in den Landesverbänden um Rat fragen.
In Sachen Läuse sei Hilfe häufig in der Apotheke zu bekommen, sagt der Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, Gerd Haese. Die kleinen Tiere träten das ganz Jahr über auf. „Daher ist regelmäßige Kontrolle der sicherste und wirksamste Schutz, diese lästigen Parasiten zu bekämpfen.“
+++1.600 Pfund für ein paar Wanzenbisse+++
Besonders gute Bedingungen finden Läuse nach Angaben des Leiters des Gesundheitsamtes der Stadt Magdeburg, Eike Henning, in Kindereinrichtungen. „Dort stecken die Kleinen die Köpfe zusammen und die Tiere können so „zu Fuß“ von einem Knirps zum anderen wandern. „Denn Läuse springen und fliegen nicht“, sagt Henning. Wie in Magdeburg sind die Tiere derzeit auch in Halle kein gravierendes Problem. „Es ist ein ganz normales Jahr, wenn man nach den gemeldeten Fällen geht“, sagt der dortigen Amtsarzt Eberhard Wilhelms.
Während bei Kopfläusen der Gang zur Apotheke und oftmals zwei Behandlungen ausreichen, muss bei den Bettwanzen ein Schädlingsbekämpfer ran. Davon gibt es in Deutschland derzeit rund 5000. Laut Gsell haben sie verschieden Methoden, die Parasiten loszuwerden. Der Experte müsse vor Ort entscheiden, welche anzuwenden ist. „Ich kann zum Beispiel keine Heißluftbehandlung wählen, wenn empfindliche elektrische Geräte in einem Krankenhaus danebenstehen“.
Von Bettwanzen und Läusen sind alle sozialen Schichten betroffen, da sind sich die Experten einig. Mit Schmutz und Unreinlichkeit habe der Befall nichts zu tun. Deswegen sei auch die Scham nicht mehr so verbreitet, sagt Gsell. Haese weiß: „Die Menschen machen sich gegenseitig auf das Problem aufmerksam“. Und in den Apotheken würde das auch entkrampft gesehen. Er selbst eröffne etwa das Gespräch mit den Kunden so. „Na, haben sie zugeschlagen, die kleinen Bister?“
Info: Bettwanzen
Bettwanzen (Cimex lectularius) werden bis zu neun Millimeter groß, haben einen platten, birnenförmigen Körper und wie alle Insekten sechs Beine. Sie können nicht fliegen, saugen Blut und leben in bewohnten geschlossenen Räumen. Sie verstecken sich in Betten, hinter Bildern, Scheuerleisten, Tapetenrändern, CD-Hüllen, Möbelfugen und Ritzen. Sie werden im Gepäck, in gebrauchten Gegenständen und in Kartons an andere Orte gebracht. Ihre Verstecke sind an schwarzen Kottropfen und einem starken süßlich riechenden Sekret zu erkennen. Ihr Stich dauert fünf bis zehn Minuten und kann einen bis zu zehn Tage dauernden starken Juckreiz verursachen.