Bei einem Allergieschub sorgen Zellen im Körper für die starke Abwehreaktion des Immunsystems. Forscher fanden heraus, wie man diese abstellt.

Berlin/Mainz. Niesen, Jucken, Hautausschlag: Allergien können in unterschiedlichster Form zutage treten. Immer mehr Menschen leiden unter Allergien und oft sind die Reaktionen des Körpers eine starke Beinträchtigung für den Alltag. Berliner und Mainzer Forscher haben nun einen Ansatz zur Verhinderung von Allergien über das Immunsystem gefunden. In einer Studie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Johannes Gutenberg Universität in Mainz konnten sie nachweisen, dass bestimmte (killerdendritische) Zellen des Immunsystems befähigt sind, Allergiezellen auszuschalten. Das teilte die Charité am Freitag mit. Die Ergebnisse der Studie seien gerade in der Fachzeitschrift „Journal of Clinical Investigation“ erschienen.

Allergien werden von einer Substanz ausgelöst, die beim Kontakt mit dem Organismus als fremd erkannt wird und zu einer überschießenden Abwehr des Immunsystems führt. Seit langem ist bekannt, dass der Körper bei wiederholtem Kontakt mit einer sehr niedrigen Dosis eines Allergens eine Art Immunität dagegen entwickeln kann. Welche genauen Mechanismen dieser „Niedrigzonen-Toleranz“ zugrunde liegen, ist nach Angaben der Forscher noch weitgehend unbekannt.

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Bei Experimenten mit Mäusen entschlüsselten die Experten zum ersten Mal wichtige zelluläre Mechanismen, wie es in der Mitteilung weiter hieß. Killerdendritische Zellen, die auch als Gesundheitspolizei beschrieben werden, schütten beim Kontakt mit einem Allergen einen bestimmten Signalstoff aus. Dieser Tumornekrosefaktor löst in den Zellen, die die allergische Reaktion vermitteln, den programmierten Zelltod aus. Als Folge kann sich keine allergische Reaktion entwickeln.

In der individuell unterschiedlich stark ausgeprägten Fähigkeit zur „Niedrigzonen-Toleranz“ liegt laut Experten wahrscheinlich auch begründet, weshalb einige Menschen auf bestimmte Allergene reagieren und andere nicht. „Die Ergebnisse der Studie sind im Prinzip für jeden relevant“, sagte der Leiter des Berliner Forschungsteams, Professor Marcus Maurer. „Ganz besonders Menschen, die vermehrt Kontakt mit allergenen Substanzen haben, laufen Gefahr, eines Tages eine Allergie auszubilden.“

Dazu zählen Beschäftigte im Friseursalon, in der Schmuck- und Modeindustrie, aber auch Krankenhauspersonal. „Wir haben in unserer Arbeit den Mechanismus identifiziert, der der Verhinderung einer Allergie zugrunde liegt“, erklärte Maurer, der Dermatologe und Allergologe ist. Er geht davon aus, dass diese Ergebnisse in Zukunft therapeutisch genutzt und damit Allergien vermieden werden können.