Der Botenstoff Beta-Interferon hemmt die Blutversorgung und das Wachstum eines Tumors, fanden Braunschweiger Forscher heraus.
Braunschweig. Ein Bote des körpereigenen Immunsystems hemmt die Blutversorgung von Krebsgeschwulsten. Der Botenstoff Beta-Interferon bremse so das Tumorwachstum, berichteten Braunschweiger Forscher am Dienstag. „Beta-Interferon blockiert den Anschluss des Tumors an das Blutsystem“, erläuterte Jadwiga Jablonska vom Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI). „Diese Wirkung auf Tumore haben wir absolut nicht erwartet.“
Beta-Interferon spielt normalerweise eine wichtige Rolle bei Virus-Infektionen und Entzündungen. Die Forscher stellen ihre Entdeckung im „Journal of Clinical Investigation“ vor. Mit dem Befund allein lasse sich allerdings noch keine Therapie ausarbeiten.
Damit ein Tumor wachsen kann, muss er mit Blut versorgt werden. „Der Tumor selber sendet Botenstoffe aus, womit er weiße Blutkörperchen anlockt“, erklärte der Leiter der Forschungsgruppe, Siegfried Weiß. Diese Blutkörperchen brauche er wiederum, um Blutgefäße zu bilden, damit er wachsen könne.
Das Molekül Beta-Interferon hindert die Zellen nach Erkenntnis der Forscher daran, Signalstoffe (Wachstumsfaktoren) zu bilden, die Blutgefäße sprießen lassen. „Es ist überraschend, dass das Interferon den Tumor im frühen Wachstumsstadium hemmt, in dem es verhindert, dass die Blutgefäße im Tumor selber wachsen“, sagte Weiß.
In Versuchen hatten die Forscher zwei Gruppen von Mäusen Tumorzellen gespritzt. Eine Gruppe von Versuchstieren konnte dabei das Beta-Interferon nicht bilden. „Wir haben gesehen, dass der Tumor bei den Mäusen ohne Beta-Interferon wesentlich schneller gewachsen ist, als bei denen mit“, berichtete Weiß. Bei Mäusen mit Beta- Interferon wuchsen die Tumore nicht nur langsamer, sie bildeten auch weniger und kleinere Tochtergeschwulste (Metastasen).