Pollen ärgern etwa 20 Millionen Deutsche. Trotz Medikamente brauchen viele Allergiker Taschentücher und eine große Portion Durchhaltevermögen.

Hamburg. Dieses Jahr wird für Pollenallergiker besonders schlimm: Durch den lang anhaltenden Winter in Norddeutschland blühen viele Bäume und Sträucher erst später und dadurch zeitgleich mit anderen Pflanzen. "Der Pollenflug wird massiv, alles kommt auf einmal", warnt Elke Alsdorf, Leiterin des Landesverbands Nord des Deutschen Allergie- und Asthmabundes.

"Wir werden sehr viele Pollen haben“, sagt auch Horst Müsken, Vorstand der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst, voraus. Es gebe viele Menschen mit einer Veranlagung für Heuschnupfen , denen in diesem Jahr die große Menge Allergene gefährlich werde könne. Pollenallergien können Niesattacken, juckende Augen, Dauerschnupfen und Atemnot, in schweren Fällen auch Bronchialasthma, auslösen. Schon jetzt klagten die ersten norddeutschen Patienten über Augenjucken, berichtet Gesundheitsberaterin Alsdorf.

Bundesweit gibt es etwa 20 Millionen Allergiker, mit steigender Tendenz. Etwa die Hälfte der Allergien geht auf das Konto von Pollen. Früher litten die meisten Heuschnupfen-Kranken unter den Gräsern, mittlerweile hat die Birke aufgeholt. Ihre Pollen gelten als sehr aggressiv. In diesem Jahr könnte es besonders schlimm werden, denn Birken setzen alle zwei Jahre noch mehr Pollen frei. Betroffene sollten auch darauf achten, was sie essen: „Wer allergisch auf Birkenpollen reagiert, verträgt oft auch keine Äpfel sowie anderes Kern- und Steinobst“, so Gesundheitsberaterin Alsdorf. Ein Kribbeln in den Lippen oder im Mund sei ein erstes Anzeichen für diese sogenannte Kreuzallergie. Wer darunter leidet, muss aber auf Obst nicht verzichten. Apfelmus sei etwa eine gute Alternative.

Den Norddeutschen gehe es im Vergleich zu den Süddeutschen aber noch besser, sagt Alsdorf. "Norddeutschland hat durch die Nähe zum Meer ein eher pollenarmes Klima, im Stuttgarter Raum ist es am schlimmsten." Auf die Pollen der frühblühenden Bäume folgen dann die Gräser- und Roggenpollen, unter denen Allergiker etwa von Mai bis August leiden werden. Im Spätsommer folgen dann Beifuß und Ambrosia (Traubenkraut, Ragweed).

Fachleute rechnen in diesem Jahr mit einem weiteren Phänomen: Weil 2010 eine gerade Jahreszahl ist, wird die Pollenkonzentration vermutlich besonders hoch sein. Es zeigt sich über viele Jahre ein Rhythmus, wonach jedes Jahr mit einer geraden Zahl mit einem erheblichen Pollenflug verbunden ist, das darauffolgende mit ungerader Zahl aber mit deutlich weniger. Die genauen Gründe sind noch unklar, es dürfte sich jedoch um biologische Effekte handeln, die darauf beruhen, dass sich ein Baum nach einem Jahr der starken Pollenproduktion für das nächste Jahr "erholen" muss.

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Pollenflugvorhersagen im Internet:
dpaq.de
www.dwd.de/pollenflug
donnerwetter.de/pollen