Hamburg. Mit den Jahreszeiten wechselt die Stimmung rund um das Haus. Viel Freude bereitet dabei die Glanzmispel.
Farbenspiele sind das Elixier der Gartengestaltung. Vor dem dunklen Rot einer Blutpflaume (Prunus cerasifera „Nigra“) und dem frischen Grün einer Hainbuche (Carpinus betulus) kommen in unserem kleinen Mühlenpark im Wendland die gelben Blätter des Gold-Trompetenbaums (Catalpa bignonioides „Aurea“) so richtig ins Leuchten, besonders im Frühjahr.
Es gibt Menschen, die lieben die Herbst-Töne – etwa wenn das einst saftige Grün der Blätter sich in ein prasselndes Laubfeuer verwandelt: Gelb, Orange, Rot. Indian Summer heißt das Naturschauspiel in den USA und Kanada. Ein Goldener Herbst, der Millionen in den Bann zieht, die als „leaf peeper“ (Laubgucker) im Nordosten der USA das Naturschauspiel bestaunen. Zeitungen und Fernsehstationen berichten, wo zum Beispiel in Massachusetts, Vermont oder Maine die Wälder gerade am kräftigsten leuchten.
Zucker-Ahorn einer der Hauptdarsteller
Einer der Hauptdarsteller dieses Farbenrausches ist der riesige Zucker-Ahorn (Acer saccharinum), aus dessen aufsteigendem Saft im Frühjahr der berühmte Sirup gewonnen wird. Als mich neulich eine Nachbarin nach einem Ahorn fragte, der auch bei uns mit so prächtiger Herbstfärbung glänzt, musste ich erst mal passen. Heimische Arten wie Feld-, Spitz- oder Bergahorn können sich nämlich nicht in einen solchen Farbrausch steigern wie ihre amerikanischen Verwandten. „Wird schwierig“, sekundierte mir meine Frau Anke.
Der Rot-Ahorn (Acer rubrum) etwa leuchtet im Herbst in kräftigem Rot, wird aber etwa 20 Meter hoch. Zu groß für kleine Gärten. Nur sechs bis acht Meter schafft Acer freemanii „Jeffersred“. Der braucht auch keinen Park, sondern wäre etwas für kleinere Gärten. Wie auch der Acer tataricum ssp. ginnala. Er bleibt sogar noch etwas kleiner, wie mir ein Gärtnermeister versicherte, habe aber nur drei- statt fünflappige Blätter. Was für meinen Geschmack nicht ganz so gut aussieht. Dafür ist er etwas windfester. Frosthart sind sie beide – und kommen in jedem normalen Gartenboden gut zurecht.
Weltweit etwa 60 Glanzmispel-Arten
Aber muss es unbedingt ein Ahorn sein? Anke ist ganz fasziniert von verschiedensten Glanzmispel-Arten (Photinia), von denen es weltweit etwa 60 Arten gibt. Die meisten kommen ursprünglich aus Süd- und Ostasien. Ich fand die ja auch immer sehr schön. Wegen ihres besonderen Farbenspiels. Im Frühjahr beeindruckt das Gehölz mit Austrieben in einem frischen Bronze-Rot, das einige Wochen anhält, bis die neuen Zweige vergrünen.
Das immergrüne, glänzende Laub ist ziemlich schmal und bis zu 15 Zentimeter lang. Die Blätter haben einen fein gesägten Rand und sind spitz zulaufend. Im Mai und Juni erscheinen kleine weiße Blüten in etwa zehn Zentimeter breiten Rispen. Sie duften nicht besonders. Ich finde: wenn, dann sogar ein wenig streng. Im Herbst zieren die Glanzmispel etwa ein Zentimeter dicke rote Früchte in dichten Trauben, die bis in den Winter haften bleiben.
Sträucher werden zwischen zwei und vier Meter hoch
Mit etwas Fantasie haben die Früchte eine apfelähnliche Form. Sehr hübsch, besonders mit Raureif. Wenn sie denn nicht vorher von heimischen Vögeln gefressen werden, welche die kleinen Früchtchen aus dem Fernen Osten längst als Winterfutter akzeptiert haben. Für uns Menschen sind die China-Äpfelchen leider nicht genießbar, sie gelten als schwach giftig.
Die bei uns bekannteste Glanzmispel-Art ist die Züchtung Photinia fraseri „Red Robin“. Warum die noch nicht in unserem Mühlenpark steht, obwohl meine Frau die so schön findet? Ich habe mich davon abschrecken lassen, dass diese Glanzmispel lange bei uns als nicht ausreichend winterhart galt. Ich glaube, das hat sich überholt. Dazu haben wir zu viele, schöne und große Photinias gesehen, denen unsere Winter nichts haben anhaben können. Zur Not kann man auch auf die Sorte „Robusta“ zurückgreifen, welche Frost bis zu 20 Grad aushalten können soll. Jedenfalls, wenn sie geschützt und sonnig steht – und nicht gerade im kalten Ostwind.
Glanzmispeln, die auch unter den Gärtnernamen Funkenblatt oder Stranvesie verkauft werden, können in Form geschnitten werden. Aber bitte nicht mit der Hecken-, sondern der Gartenschere. Ist etwas mühsamer, sieht aber besser aus, wenn die Blätter nicht verletzt und braun werden. Und auch nicht scharlachrot im Herbst. Im Frühjahr grünen sie dann wieder nach. Ungekürzt werden die Sträucher, je nach Sorte, zwischen zwei und vier Meter hoch und breit. Mein Favorit wäre die Neuzüchtung „Pink Marbel“. Deren Blätter sind pink gefärbt, werden später grün mit weißen Rändern. Im Sommer zeigen sich die oberen Blätter bronzeartig mit rosa Umrandung. Heißt es jedenfalls in einem Prospekt. Schaun mer mal.
Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth