Frankfurt/Main. Der Internetkonzern will künftig mit der Automobilindustrie enger zusammenarbeiten. Es gibt bereits Gespräche mit Herstellern.
Google hat die Absicht bekräftigt, bei selbstfahrenden Autos auf Lenkrad und Pedale zu verzichten. „Es war eine schwierige Entscheidung. Aber wir haben bei Tests unserer selbstfahrenden Fahrzeuge auf Autobahnen festgestellt, wie schwer es den Insassen fiel, sich noch auf den Verkehr zu konzentrieren“, sagte Projektchef Chris Urmson der Deutschen Presse-Agentur bei der Automesse IAA in Frankfurt. „Wenn Sie sich dann plötzlich ins Verkehrsgeschehen einschalten müssen, haben Sie nicht den Überblick über die Situation, wie Sie ihn üblicherweise hätten.“
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Ein anderes Konzept in der Autobranche ist derzeit, die Leute am Steuer selbstfahrender Fahrzeuge mit Kameras zu beobachten und ihre Aufmerksamkeit zum Beispiel mit vibrierenden Sitzen zu wecken. Urmson entgegnet, komplett vom Computer gesteuerte Autos könnten zum Beispiel auch Blinden oder älteren Menschen zur Verfügung stehen. „Im Flugzeug haben wir an den Passagiersitzen ja auch keinen Steuerknüppel.“ Im Auto sei das genauso: „Wenn es darum geht, jemanden von A nach B zu bringen, können wir die Symbole des manuellen Fahrens abschaffen.“
Urmson bekräftigte, dass Google kein Autohersteller werden wolle. Diese Unternehmen bauten zum Teil seit 100 Jahren Autos und verstünden die Käufer. „Es wäre dumm von uns, wenn wir versuchen würden, sie zu kopieren.“ Google wolle aber mit der Branche zusammenarbeiten - „um festzulegen, wie die Autos sein sollten und die nächste Phase der Mobilität einzuläuten“.
Er glaube nicht, dass es soweit kommen werde, dass die Industrie kein Interesse an der Google-Technologie zeige und der Internet-Konzern am Ende doch seine Autos selbst bauen werde, sagte Urmson. „Wir sprechen intensiv mit Autoherstellern und so viele von ihnen denken vorausschauend.“ Die Autobranche hatte die eigenen Anstrengungen zur Entwicklung selbstfahrender Fahrzeuge beschleunigt, nachdem Google vor fünf Jahren sein Projekt vorstellte.
Es sei wichtig, transparent zu erklären, wie ein Auto sich bei Unfällen verhält, die nicht vermieden werden können, betonte Urmson. „In unserem Fall versucht das Auto zuallererst, Fußgängern und Radfahrern auszuweichen. Dann vermeidet es den Kontakt mit anderen fahrenden Fahrzeugen. Und erst an dritter Stelle kommen stillstehende Objekte wie Bäume.“ Menschen reagierten in Unfallsituationen dagegen instinktiv.
Googles Roboterwagen-Technologie solle in vier Jahren marktreif sein, sagte Urmson. Sein ältester Sohn sei gerade 12 geworden und könne in den USA mit 16 einen Führerschein bekommen. „Das Ziel meines Teams ist, selbstfahrende Autos zu haben, bevor er einen Führerschein machen muss.“ Bis dahin müsse die Technologie robuster und zuverlässiger arbeiten. „Das System funktioniert, wir fahren jede Woche 10 000 Meilen damit.“ In Städten mit relativ niedrigem Verkehrsaufkommen und moderner Infrastruktur dürften die Fahrzeuge keine Probleme haben. „Irgendwann werden wir auch in Rom fahren können – aber wir sind noch nicht soweit.“