Zwei spektakuläre Wechsel in der deutschen Autobranche. Norbert Reithofer geht überraschend vorzeitig. VW wirbt bei BMW einen Top-Manager ab.
München/Wolfsburg. Spektakuläre Wechsel bei den deutschen Top-Autobauern: Der langjährige BMW-Chef Norbert Reithofer gibt vorzeitig seinen Vorstandsposten im kommenden Jahr ab. Bei der Hauptversammlung im Mai soll der bisherige Produktionschef Harald Krüger zum neuen Vorstandschef bestellt werden, wie BMW am Dienstag nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte. Reithofer soll an die Spitze des Aufsichtsrates bei dem Autobauer wechseln.
Er steht seit 2006 an der BMW-Spitze und hat den Konzern seither zu neuen Bestmarken geführt: Im laufenden Jahr will BMW weltweit erstmals mehr als zwei Millionen Autos verkaufen. Sein Vertrag sollte eigentlich noch bis zum Jahr 2016 laufen.
Seit Wochen wird aber über sein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Vorstand spekuliert. Im November war bekannt geworden, dass Reithofer im kommenden Jahr in den Siemens-Aufsichtsrat einziehen will.
Krüger ist seit 2008 Vorstandsmitglied bei BMW. Der Diplomingenieur hat seine Karriere bei BMW 1992 begonnen.
Obwohl das Autogeschäft bei BMW weiter rund läuft, mussten die Münchner zuletzt einen kleinen Dämpfer hinnehmen. Während der Umsatz im dritten Quartal zulegte, schrumpfte der Gewinn um 1,2 Prozent auf 1,314 Milliarden Euro.
Dazu kommt die weiterhin schwierige Lage auf dem Heimatkontinent. Dort kämpfen die Hersteller mit teils harten Bandagen um die wenigen Neukunden – und räumen dabei nach wie vor Rabatte ein.
Insgesamt verschob sich der Modellmix bei BMW im Sommer etwa durch den Anlauf des neuen Mini aber hin zu kleineren Autos. Diese werden immer wichtiger, denn sie helfen BMW dabei, die CO2-Auflagen in der Europäischen Union einzuhalten – spülen aber weniger Gewinn in die Kassen.
Derweil bedient sich Europas größter Autobauer Volkswagen für eine Top-Personalie bei BMW. Die Wolfsburger holen den Entwicklungschef der Münchner, Herbert Diess, zu sich in den Konzernvorstand. Der 56-Jährige, der bei BMW seit 2007 im Vorstand arbeitet, wechselt mit Wirkung zum 1. Oktober 2015 zu Volkswagen, wie die Niedersachsen noch vor Börsenstart mitteilten.
Es ist bereits die zweite Top-Personalie in diesem Jahr, mit der Volkswagen in der Branche für Aufsehen sorgt. Im Frühling hatten die Wolfsburger den Daimler-Vorstand und Nutzfahrzeugexperten Andreas Renschler abgeworben, um mit ihm ihre Lkw- und Bus-Allianz aus den Marken MAN und Scania zu stärken. Renschler wird im VW-Vorstand im Februar 2015 beginnen. Langen Wartezeiten vor einem Wechsel zur Konkurrenz – so wie nun auch bei Diess – haben vertragliche Gründe.
Nach den Nutzfahrzeugen geht VW mit BMW-Mann Diess nun eine weitere Baustelle im Konzern an: die renditeschwache Kernmarke VW-Pkw. Ihre Führung liegt bisher in Personalunion bei Konzernchef Martin Winterkorn. Für Diess' Aufgabe wird das zusätzliche Vorstandsressort „Vorsitzender des Markenvorstands Volkswagen-Pkw“ neu geschaffen.
Die Pkw-Kernmarke, die im Volkswagen-Konzern etwa für die Hälfte der Umsätze sorgt, hinkte zuletzt mit einer Renditekraft von rund zwei Prozent merklich den Zielen hinterher. Winterkorn hatte im Sommer ein milliardenschweres Spar- und Effizienzprogramm für die Pkw-Marke mit dem VW-Logo aufgelegt und tiefgreifende Verbesserungen angemahnt – unter anderem bei Entwicklung, Produktion und Vertrieb.