Vergleich zwischen Fiat 500 und Karabag 500 E: Bei den Betriebs- und Unterhaltskosten spielt der Stromer seine deutlichen Vorteile aus.
Elektroauto? Zu teuer! In diesem Fall stimmt die These nicht mehr. Der Hamburger Unternehmer und Fahrzeugumbauer Karabag jedenfalls steuert ein elektrisierendes Rechenbeispiel bei und vergleicht seinen mit Batteriekraft bewegten 500 E mit dem serienmäßigen, von einem 69 PS starken Benziner angetriebenen Fiat 500.
Manchmal ist eine Revolution nicht zu erkennen. Der Karabag 500 E etwa tarnt sich mit dem Blechkleid eines Kleinwagens. Dabei hat es das Elektroauto faustdick unter der Haube: Es schafft mit einer Akkufüllung fast 100 Kilometer, bietet ausreichende Fahrleistungen für den Stadtverkehr und soll laut Hersteller günstiger fahren als ein Benziner.
Das wäre tatsächlich eine Revolution. Denn einer größeren Verbreitung von E-Autos steht nicht allein die geringe Reichweite im Weg, sondern vor allem ihr horrender Preis. So kostet der Kleinwagen Mitsubishi i-MiEV stolze 34 390 Euro, Mercedes verkauft seine elektrische A-Klasse lieber gar nicht erst, sondern bietet sie nur im Leasing an. Und selbst für den zweisitzigen Elektro-Smart, von dem erste Exemplare im kommenden Sommer an die Kunden ausgeliefert werden, rufen die Schwaben einen stolzen Preis von knapp 24 000 Euro auf. Kein Wunder, dass in Deutschland von Januar bis September nur 1786 E-Autos verkauft worden sind - weniger als 0,1 Prozent der Neuzulassungen.
Karabag hingegen bietet den 500 E für 19 900 Euro an. Viel Geld für einen Kleinwagen, wenig für ein E-Auto. Sollte der Hamburger Mittelständler geschafft haben, woran alle großen Hersteller bisher scheiterten? Das wollte die Zeitschrift "Auto Bild" wissen und stellte dem Karabag einen konventionellen Fiat 500 1.2 gegenüber.
Keine Überraschung - im Kapitel Karosserie liegen die beiden gleichauf. Fiat wie Karabag bieten in Reihe eins ordentlich Platz, auch wenn die Sitze sehr hoch montiert sind und sich der Fahrer wie auf dem Kutschbock fühlt.
Die Verarbeitung ist hier wie dort mau - immerhin bieten beide mit lackiertem Armaturenträger und hellem Kunststofflenkrad so was Ähnliches wie Flair. Reihe zwei taugt im Grunde nicht mal für Kinder. Die Kofferräume sind gleich groß, weil Karabag den Akku in der Reserveradmulde unterbringt.
Der Karabag elektrisiert auch diejenigen, die bisher Benzin im Blut hatten. Obwohl er spürbar langsamer ist, beschleunigt er ruckfrei und nahezu lautlos auf Stadtgeschwindigkeit. Der 500 E erledigt das angenehm mühelos, außer dem Abrollgeräusch der Reifen und einem leisen Summen dringt nichts an des Fahrers Ohr. Der Benziner-500er hingegen beschleunigt vergleichsweise quirlig, klingt kernig, muss dabei aber fleißig geschaltet werden - ganz im Gegensatz zum Karabag, der mit einem Fahrgang auskommt. Und mit besserer Federung punktet, denn das Fahrzeug liegt insgesamt sanfter auf der Straße.
Ungewohnt im Praxisbetrieb hingegen: Nimmt der Fahrer seinen Fuß vom Gas, bremst der E-500er gleich ab, etwa wie ein Benziner bei hohen Drehzahlen im kleinen Gang. Grund: Um trotz kleiner Akkus eine akzeptable Reichweite zu schaffen, rekuperiert der Karabag stark. Das bedeutet in der Praxis: Nimmt der Fahrer seinen Fuß vom Fahrpedal, wird der Elektromotor als Generator genutzt. Er funktioniert dann wie eine Motorbremse und lädt den Akku wieder auf. Außerdem wärmt seine mit Bioethanol betriebene Heizung nur langsam.
Der Karabag kostet 19 900 Euro, der serienmäßige Fiat ist 8500 Euro günstiger. Auch in der Finanzierung punktet der Fiat. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Das Elektroauto verbraucht 13,2 Kilowattstunden im Stadtverkehr auf 100 Kilometer, macht 2,77 Euro. Der Fiat-Benziner verursacht fast viermal so hohe Kosten. Und weil im Karabag-Preis Wartung und Reparaturen inklusive sind und die Versicherung unabhängig von der Schadenfreiheitsklasse nur 35 Euro im Monat kostet, fährt das Elektroauto nicht nur besser, sondern auch günstiger.
Lang lebe die Revolution!