Ab 2015 sollen alle Neuwagen mit dem sogenannten eCall-System ausgestattet werden. EU-Kommission: Tod von Hunderten Menschen vermeidbar.
Brüssel. „Stellen Sie sich vor, Sie fahren in einer Winternacht auf einer europäischen Straße nach Hause und schlafen ein. Sie fahren in einen Graben und können ihr Auto nicht verlassen. Sie kommen nicht an ihr Mobiltelefon oder sind im schlimmeren Fall sogar bewusstlos“, beschrieb die EU-Kommissarin für Digitales, Neelie Kroes, eine Situation, in der das eCall-System von großem Nutzen wäre. „Wir alle wissen, wie wichtig es ist, in solch einer Situation sofort Hilfe zu bekommen: das Prinzip der Goldenen Stunde, demzufolge die Überlebenschance bei einer schweren Verletzung nach 60 Minuten deutlich sinkt.“
In Europa sollen ab 2015 alle neuen Automodelle mit einem automatischen Notrufsender ausgestattet werden. Einen entsprechenden Vorschlag stellte die Europäische Kommission am Donnerstag in Brüssel vor. Das sogenannte eCall-System setzt im Falle eines schweren Unfalls automatisch einen Notruf ab und leitet die Standortdaten weiter an die Notrufzentrale. In einer Notsituation kann man das System aber auch selbst auslösen und Hilfe auf den Weg bringen. Brüssel hofft mit der Technik pro Jahr mehrere hundert Menschenleben retten zu können. Bislang sind weniger als ein Prozent aller Autos mit dem automatischen Notrufsystem ausgestattet.
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In ländlichen Gebieten könnten sich nach Schätzungen der Kommission die Zeit, die die Hilfskräfte brauchen, um zum Unfallort zu gelangen, halbieren, in Stadtgebieten um 40 Prozent sinken. Die Zahl der Verkehrstoten soll nach Daten der Kommission europaweit um mindestens vier Prozent, die Verletztenzahlen um mindestens sechs Prozent sinken. „Das bedeutet, dass alle sechs Stunden ein Menschenleben gerettet werden kann, wenn eCall eingesetzt würde“, erklärte die Kommission.
Neu ist das eCall-System nicht. Das gibt es schon seit Jahren. Und auch eine Menge Automobilhersteller, Mobilfunkbetreiber und eine Vielzahl von Mitgliedsländern der Union haben bereits grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, bei der Verbreitung von eCall mitzumachen. Passiert ist allerdings wenig. „Das System ist nicht in den Autos installiert und es benutzt es niemand“, sagte ein Kommissionssprecher. Daher setze die Kommission jetzt auf verpflichtende Maßnahmen.