Der E-Golf soll in Wolfsburg, Batterien in Braunschweig produziert werden - Volkswagen steigt mit voller Energie in einen neuen Markt ein.
Hamburg. Der erfolgreiche Volkswagen-Konzern macht Niedersachsen zu seinem weltweiten Schwerpunktland bei der Produktion von Elektroautos . In einer Testhalle auf dem Werksgelände am Stammsitz Wolfsburg haben bereits die Vorbereitungen zur Serienfertigung der ab 2013 geplanten VW-Stromautos begonnen, wie VW-Markenproduktionsvorstand Hubert Waltl sagte.
„Wir werden die Herstellung von Elektrofahrzeugen in die laufenden Produktionsbänder der einzelnen Modelle integrieren“, kündigte Waltl an. So seien die zunächst noch teureren Stromer am kostengünstigsten zu produzieren. In Wolfsburg soll aus diesem Grund der E-Golf montiert werden, voraussichtlich das am stärksten nachgefragte Modell. „Wir bauen schon jetzt verwandte Modelle wie den Golf oder Touran an einem Band, deshalb wird sich der E-Golf hier problemlos einfügen“, erklärte Waltl.
Klar ist deshalb schon jetzt, wo die geplanten zunächst vier VW-E-Autos hergestellt werden: der Golf-Stromer in Wolfsburg, der kleine Elektro-Up in Bratislava, der E-Jetta in Puebla in Mexiko und der Lavida in Schanghai. Die Oberhoheit aber hat Wolfsburg. Hier entscheidet Waltl, wie die Stromer sich in die Bandproduktion einreihen müssen.
Der Schlüssel zum Erfolg bei der Einführung von Stromautos werden die Batterien. Nur 25 Kilometer von der Konzernzentrale entfernt will VW im Komponentenwerk Braunschweig die Batterieproduktion ansiedeln.
Zugekaufte kleinere Lithium-Ionen Batteriezellen sollen hier gebündelt und mit der nötigen Regelelektronik verbunden werden. VW will Stromautos zunächst mit einer Leistungsfähigkeit von 26,5 Kilowattstunden ausrüsten. Damit käme der E-Golf 150 Kilometer weit.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird VW, anders als früher geplant, seine Autos mit den Standard-Lithium-Ionen-Zellen des Modells 18650 bestücken. Diese auch in Laptops oder Kameras benutzen Zellen sind stärker und billiger als große Stromspeicher, wie VW-Batterieforscher Martin Eberhard erläuterte. Eberhard arbeitet im Silicon Valley in Kalifornien in einer Außenstelle der VW-Forschungsabteilung. Der Batterietechniker war bereits bei er Gründung des Elektroauto-Herstellers Tesla dabei, ehe er zu VW wechselte.
Die Entscheidung für die sogenannten Consumerzellen könnte Niedersachsen zusätzliche hohe Investitionen bescheren: VW würde laut Eberhard einen Batteriehersteller auffordern, nahe Braunschweig ein Werk zu bauen. Außerdem: In Isenbüttel bei Gifhorn unterhält VW seine weltweite Forschungszentrale für Elektroautos.
Auch Konzernchef Martin Winterkorn beschäftigt sich jetzt ernsthaft mit den Laptop-Zellen, die schon in den Sportwagen Tesla, aber auch im Test-Sportwagen Audi E-Tron eingebaut sind. Nach den Worten Winterkorns versprechen die Consumerzellen deutliche Kosteneinsparungen. Zurzeit liegen nach seiner Rechnung die Batteriekosten bei der Verwendung von Consumerzellen nur noch bei 5.000 Euro – und fallen weiter.
Ausgereift ist die Idee der Verwendung von Handy-Batterien indes noch nicht. „Wir brauchen mehr Regelelektronik als bei anderen Batteriekonzepten“, erklärte VW-Batterie-Laborchef Burkhard Huhnke in Palo Alto in den USA.
Der dritte Elektro-Schwerpunkt kommt nach Kassel, knapp hinter die Grenze Niedersachsen-Hessen. Im Kassler Motoren- und Getriebewerk werden voraussichtlich die VW-Elektromotoren entstehen, samt spezieller Getriebe.
2018 will der Konzern weltweit 300.000 E-Auto pro Jahr verkaufen und damit Marktführer werden, wie Winterkorn ankündigte. Der VW-Miteigentümer Niedersachsen könnte so innerhalb der Bundesländer der große Profiteur bei der Einführung der Stromautos werden. Denn VW fordert von Berlin mächtige Subventionen für die Käufer der neuen Autos. Diese Subventionen zahlen aber die Steuerzahler in ganz Deutschland, nicht allein die Niedersachsen. So könnte sich das Land Niedersachsen als VW-Miteigentümer gleich doppelt freuen.