Trotz Insolvenz: Osnabrücker Fahrzeugentwickler soll für den Oldenburger Energiekonzern EWE Elektroauto-Prototypen bauen. Bis zu sechs Fahrzeuge wurden in Auftrag gegeben. Ein Modell des Fahrzeuges soll erstmals auf der Hannover Messe Ende April vorgestellt werden.
Berlin/Osnabrück. Der insolvente Cabrio-Spezialist Karmann hat einen Auftrag für mehrere Prototypen eines Elektroautos vom Oldenburger Energiekonzern EWE erhalten. Die Sportlimousine E3 soll mit einer Reichweite von 150 Kilometern und einer Geschwindigkeit von 140 Stundenkilometern nicht nur für den Stadtverkehr, sondern auch für Pendler geeignet sein. Der Akku soll, anders als bei Modellen anderen Entwickler, nicht im Innenraum, sondern im Unterboden untergebracht werden. Bis zu sechs Prototypen für den Oldenburger Energieversorger EWE sollten bis Oktober produziert werden. Erstmals soll das Auto auf der Hannover Messe Ende April vorgestellt werden. Das in einem Maßstab von 1:2 gefertigte Auto ist zentraler Bestandteil des EWE-Messestandes und solle denn den Messebesuchern zeigen, wie Autofahrer sich künftig umweltschonend motorisiert fortbewegen und wie Elektrofahrzeuge als mobile Stromspeicher genutzt werden können.
Karmann hatte am Mittwoch wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag gestellt. Das Traditionsunternehmen machte die weltweite Autokrise und die Sozialplankosten für diesen Schritt verantwortlich. Von der Pleite sind 3470 Mitarbeiter betroffen.
Der Karmann-Insolvenzverwalter, der Frankfurter Anwalt Ottmar Hermann, hatte sich am Donnerstag optimistisch gezeigt und Mut gemacht. Er verwies auf den guten Ruf des Cabriobauers und die Kundenzufriedenheit. Wie hoch der akute Finanzbedarf des Unternehmens ist, konnte er allerdings noch nicht sagen. Doch er stellte klar, im Augenblick sei es wichtig, schnell Investoren und damit die nötigen Finanzmittel zu bekommen. Er will das Traditionsunternehmen soweit wie möglich erhalten.
Derweil nahm VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh erneut den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) im Zusammenhang mit der Karmann-Pleite in Schutz. Mangelnden Einsatz könne man dem Politiker nicht vorwerfen, sagte Osterloh der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Er selbst habe erlebt, wie Wulff das Thema Karmann "fast gebetsmühlenartig immer wieder an allen Stellen eingebracht hat". Dem Regierungschef war vorgeworfen worden, sich als Aufsichtsratsmitglied von VW nicht genug für Aufträge an die Karmann-Gruppe eingesetzt zu haben. Osterloh kündigte an, in der kommenden Woche noch einmal mit Wulff über Karmann sprechen zu wollen.