VW präsentiert einen kompakten Roadster, Mercedes die B-Klasse mit Elektromotor und Audi eine A7-Studie.

Detroit. Noch steckt die Automobilindustrie im Tal der Tränen. Schließlich kämpfen die Hersteller rund um den Globus mit Rezession und anhaltender Konsumflaute. Doch ganz so trist und trostlos, wie sich die Hersteller aus dem Jahr 2008 gestohlen haben, wollen sie das neue offenbar nicht beginnen. Stattdessen inszenieren sie zum Saisonauftakt bei der Detroit Motor Show ein kleines Stimmungshoch im Tal der Tränen und schüren mit einer Vielzahl von Premieren die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Krise.

Und die ersten Wirtschaftsforscher geben ihnen recht. Zumindest in Amerika, wo die ganze Nation in "Yes, we can"-Manier dem Amtswechsel im Weißen Haus entgegenfiebert, sollen die Zulassungszahlen zum Ende dieses Jahres wieder anziehen, stellt etwa der deutsche Branchenverbandschef Matthias Wissmann in Aussicht.

Kein Wunder also, dass sich vor allem die deutschen Hersteller in Detroit geschickt in Szene setzen und den drei angeschlagenen US-Riesen bei ihrem Heimspiel einen respektablen Auswärtssieg abringen. Denn es sind nicht Ford, General Motors oder Chrysler, die in der deutlich ausgedünnten Cobo-Hall den Ton angeben, sondern Mercedes, Audi, BMW und VW. Sie fahren zum Saisonstart in Motorcity so groß auf wie schon lange nicht mehr: Mercedes zeigt deshalb nicht nur den zur Rakete für Superreiche reduzierten SLR-Roadster Stirling Moss und die Vision von der elektrisch angetriebenen B-Klasse namens BlueZero, sondern eben auch die neue E-Klasse - wenngleich der Wagen mit Rücksicht auf die offenbar hohen Altbestände und den Abverkauf in den USA nur den Journalisten und nicht den Messegästen präsentiert wird.

Solche Skrupel muss man bei BMW und Mini ebenso wenig haben wie bei Audi und VW. Denn die Vorgänger der bayerischen Weltpremieren Z4 und Mini Cabrio sind bereits seit Monaten ausverkauft, und die beiden spektakulären Studien aus dem VW-Konzern zielen auf völlig neue Segmente, wenn sie es denn überhaupt in die Serie schaffen. So zeigen die Niedersachsen ein weiteres Mal ihre Vision von einem kleinen Roadster. Dafür schmieden sie aus dem Baukasten des künftigen Polo einen sportlichen Zweisitzer mit leidenschaftlichem Design, Heckantrieb und Mittelmotor, der obendrein noch das Gewissen beruhigt. Schließlich fährt er mit einem 180-PS-Diesel, der dank Start-Stopp-Automatik nur 4,3 Liter verbraucht und trotzdem 226 km/h schafft. Zwar gab es offene Zweisitzer von VW gerade in Detroit schon ein paar Mal zu sehen, ohne dass die Projekte eine lange Zukunft hatten; doch diesmal hört man aus dem Vorstand andere Signale. Offiziell bleibt der BlueSport noch eine Studie, "aber wenn er gefällt, hat er gute Chancen, dass er sich rechnet", schürt ein VW-Sprecher die Hoffnung auf einen deutschen MX-5, der zu Preisen ab etwa 22 000 Euro den Roadster-Markt aufrollen könnte.

Viel weniger Fragezeichen als bei VW gibt es nebenan bei Audi. Zwar trägt der champagnerfarbene "Sportback" ebenfalls noch den Beinamen Concept. Doch gilt es längst als abgemacht, dass der vornehme Viertürer mit der fließenden Silhouette, dem gläsernen Dach, dem üppigen Holzdekor im Innenraum und der riesigen Heckklappe binnen der nächsten drei Jahre als A7 in Serie geht und dann dem Mercedes CLS am Zeug flickt. Von den ernsthaften Absichten zeugt nicht zuletzt die bodenständige Technik der 4,95 Meter langen Studie. Einzige Spielerei sind die LED-Scheinwerfer, die je nach Verkehrssituation den passenden Lichtkegel auf die Straße zaubern. Den Motor dagegen können zumindest die Amerikaner schon kaufen. Denn wie die US-Ausgabe des Geländewagens Q7 treibt den Wagen ein Drei-Liter-TDI mit AdBlue-Katalysator an, der auf 225 PS kommt, in weniger als sieben Sekunden auf Tempo 100 sprintet, 245 km/h erreicht und dank Start-Stopp-Automatik und Energierückgewinnung beim Bremsen im Mittel mit 5,9 Liter zufrieden ist.