Berlin. Im Netz kursiert das vermeintlich neue Wundermittel für reine Haut: Aloe-Vera-Saft. Eine Dermatologin erklärt, was am Hype dran ist.
Im Netz kursieren zahlreiche Videos zu einem vermeintlichen Zaubermittel für reine und strahlende Haut: Aloe-Vera-Saft. Die Kosmetikindustrie schwört schon seit Langem auf die vielseitigen Vorteile von Aloe Vera. Die pflegenden Eigenschaften dieser Pflanze machen sie zu einem wichtigen Bestandteil vieler Hautpflegeprodukte. Als natürlicher Wirkstoff bietet sie nachhaltige Hydration und Nährstoffversorgung für die Haut, wie mehrere Studien untersuchten. Jetzt soll sie als Saft der nächste Geheimtipp für makellose Haut sein. Was es damit auf sich hat und wie Aloe Vera wirkt.
Was genau ist Aloe Vera?
Die Aloe-Vera-Pflanze ist eine sukkulente Pflanzenart aus der Gattung Aloe. Sie wird seit Jahrhunderten als Heilpflanze genutzt. Ihr Name leitet sich vom arabischen Wort „alloeh“ ab, was „glänzende, bittere Substanz“ bedeutet. Das lateinische Wort „vera“ steht für „wahrhaftig“.
Die Pflanze enthält eine dickflüssige, klebrige Substanz, die aus dem Inneren ihrer Blätter gewonnen wird. Diese Substanz kann äußerlich als Gel oder auch als Saft oral angewendet werden. Zu kaufen sind die Mittel in vielen Supermärkten, Drogerien und Reformhäusern.
Aloe-Vera-Saft: Gesund für die Haut?
In vielen Videos in Sozialen Medien wird der Saft derzeit zur Hautpflege empfohlen. TikTok-Userinnen und User versprechen eine reinere, straffere und ebenmäßigere Haut. Auch die Darm-Gesundheit soll sich verbessern.
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„Der positive Effekt der oralen Einnahme von Aloe-Vera-Saft wurde in einigen Studien in Bezug auf die Hautfeuchtigkeit und Festigkeit nachgewiesen“, erklärt die Berliner Dermatologin Dr. Emi Arpa unserer Redaktion. Auf ihrem Instagram-Account gibt die Ärztin ihren über 300 Tausend Followerinnen und Followern regelmäßig Tipps zur Hautpflege.
Dennoch würde Dr. Arpa den Saft nicht zwingend empfehlen, da die Studienlage noch nicht aussagekräftig genug sei. Doch schädlich sei der Saft für die Haut laut der Expertin nicht. Im Gegenteil: Durch die Flüssigkeitszufuhr würde er das Hautbild auch nicht verschlechtern. Flüssigkeit könne sogar zu reinerer Haut beitragen.
Studien: Bei diesen Problemen kann Aloe-Vera-Saft helfen
Weitere Studien untersuchten, wie der Saft sich auf die Magen- und Darmgesundheit auswirkt. So forschten Wissenschaftler schon 2004 zu der Wirkung von Aloe Vera auf die Magensäure und konnten eine senkende Produktion feststellen.
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Der Saft kann auch bei Reizdarm, Reflux oder Verdauungsproblemen helfen, wie unter anderem die Forschenden Ramesh Kumar und Amit Kumar Singh von der University Grant Commission in Neu-Delhi, Indien, untersuchten. Aloe Vera könne demnach die Balance zwischen den Säuren im Magen aufrechterhalten.
Aloe-Vera-Saft: Wer sollte die Finger davon lassen?
Auch wenn die Studienlage nicht ausreichend ist, könnte der Saft für manche Menschen interessant sein. Vor allem Personen ohne schwerwiegende Hautkrankheiten, die zusätzlich zu ihrer Hautpflegeroutine Lust haben, etwas Neues auszuprobieren, können über einen Einsatz des Saftes nachdenken, meint Dr. Arpa. Lesen Sie auch: After Sun 2023 im Test: Die besten Produkte für Ihren Urlaub
Allerdings ist der Saft nicht für alle unbedenklich. Schwangeren und Stillenden rät die Dermatologin von einer Anwendung ab. Auch Personen mit Überempfindlichkeiten sowie Menschen mit akuten Magen-Darm-Erkrankungen und Kinder unter zwölf Jahren sollten auf die orale Einnahme verzichten.
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Aloe-Vera-Saft: Was Sie bei der Einnahme beachten sollten
Jedoch sollte bei der Einnahme einiges beachtet werden. Mit Supplements und anderen Ergänzungen sollte in kleinen Dosierungen gestartet werden, damit die Verträglichkeit geprüft werden kann, erklärt Dr. Arpa. Dazu empfiehlt sie die Einnahme von zum Beispiel 30 bis 90 ml Aloe-Vera-Saft täglich, über den Tag in zwei bis drei Dosen verteilt.
Aloe-Vera-Saft: Wichtige Tipps zum Kauf
Gekauft werden kann der Saft schon für sechs Euro in der Drogerie. Dabei sollten jedoch einige Aspekte beachtet werden. „Die Aloe-Vera-Pflanze enthält unterhalb der grünen Blattrinde Aloin – ein starkes Abführmittel. Es sollten also Säfte verzehrt werden, die kein Aloin enthalten. Außerdem würde ich von zu großen Flaschen abraten, da die Wirksamkeit der Säfte mit der Zeit abnimmt“, empfiehlt Dr. Apra.
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Des Weiteren sollten die Inhaltsstoffe betrachtet werden: „Der Saft sollte mindestens 95 Prozent, besser 99 Prozent Aloe Vera enthalten, da Konservierungsstoffe nur ein Prozent oder weniger der Zusammensetzung ausmachen. Andere Inhalte wie Zucker oder Süßungsmittel sind nicht notwendig“, erklärt die Expertin. Idealerweise sei der Saft auch biologisch angebaut. Alternativ können auch Aloe-Vera-Kapseln für die orale Einnahme verwendet werden.
Aloe-Vera-Saft: Ist der Trend berechtigt?
Im Netz wird der Saft schon seit langem als Zaubermittel gehypt, doch ist er das überhaupt? „Meiner Meinung nach gibt es dafür nicht genügend wissenschaftliche Evidenz oder qualitativ-hochwertige Forschungsergebnisse. Als Heilpflanze ist Aloe Vera zweifelsohne seit Jahrhunderten bekannt, zum Beispiel als feuchtigkeitsspendender Wirkstoff in Seren, Cremes und Gelen. Das Trinken dieser Pflanze ist meiner Meinung nach aber überbewertet“, meint Dr. Arpa.
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Die Expertin betont: „Generell und insbesondere in den sozialen Medien sollte stets beachtet werden, welche Person mit welchem Fachwissen Inhalte vermittelt und teilt. Hat eine Aussage wissenschaftliche oder fachärztliche Basis oder kommt sie zum Beispiel von ‚selbsternannten‘ Experten?“
Wer also sein Hautbild verbessern möchte, sollte womöglich auf andere Mittel greifen. Dr. Arpa empfiehlt da zum Beispiel Zinksalbe, die bei leichten Hautreizungen oder einzelnen Pickeln helfen soll. Auch eine ausgewogene Ernährung und genug Flüssigkeitszufuhr von täglich circa zwei bis drei Litern sollen zur Hautgesundheit beitragen.