Berlin. Übelkeit, Haarausfall: Chronischer Stress hat verheerende Auswirkungen auf den Körper. Eine Studie liefert nun eine neue Erklärung.

Im Job, in der Uni, in der Familie: In unserer Gesellschaft ist Stress allgegenwärtig. Viele Menschen fühlen sich täglich gestresst und haben Schwierigkeiten, damit umzugehen. Die Folge: Sie werden krank. Stress kann sich auf den Körper und die Psyche auswirken. Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, wie das Gehirn dabei den Darm beeinflusst.

So krank kann Stress machen

Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf eine herausfordernde Situation. Es kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. In kleinen Dosen kann Stress Menschen motivieren und zu Höchstleistungen antreiben. Doch wenn der Stress chronisch wird und keine Zeit für Ruhephasen bleibt, kann er zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen. Auch interessant: Vergesslichkeit im Alter: Vitamin-Mix gut fürs Gedächtnis

So wirkt sich Stress auf den Körper aus:

  • Herz-Kreislauf-System: Stress kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. Chronischer Stress kann auch zu einer Verengung der Blutgefäße führen und die Durchblutung beeinträchtigen.
  • Immunsystem: Häufiger Stress schwächt das Immunsystem und macht uns anfälliger für Infektionen und Krankheiten. Chronischer Stress kann zu einer dauerhaften Entzündungsreaktion im Körper führen, die das Immunsystem weiter belastet.
  • Verdauungssystem: Stress kann zu Verdauungsproblemen wie Magenschmerzen, Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung führen. Es kann auch den Appetit beeinflussen und zu ungesunden Essgewohnheiten führen. Auch interessant: Kaffee ist gut für den Darm – aber woran liegt das?
  • Nervensystem: Schlafstörungen, Angstzuständen und Depressionen werden durch Stress gefördert. Zusätzlich kann es die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen und die Leistungsfähigkeit im Alltag schmälern.
  • Haut: Stress kann Hautprobleme wie Akne, Ekzeme und Psoriasis verschlimmern – und sogar zu vorzeitigem Haarausfall führen.

Chronischer Stress: So gefährlich ist er für Ihre Gesundheit

Vielen Menschen schlägt Stress auf dem Magen – und das aus einem einfachen Grund: Es liegt in den genetischen Grundlagen der Evolution verankert, dass dieser sich negativ auf den Magen und Darm auswirkt. Wenn unser Körper mit erhöhter Leistungsfähigkeit gefordert wird, werden Stresshormone ausgeschüttet. Diese wirken auf das Nervensystem, um uns fit zu machen für den Kampf ums Überleben und um in Gefahrensituationen konzentriert und leistungsstark handeln zu können.

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In solchen Momenten wird das Verdauungssystem nicht benötigt, wodurch es schlechter durchblutet wird und weniger Nervenversorgung erhält. Dies kann zu unangenehmen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfen führen. Glücklicherweise lassen diese Beschwerden bei den meisten Betroffenen nach, sobald die Stresssituation vorüber ist.

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    Obwohl Durchfall und Erbrechen an sich keine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit darstellen, können sie auf lange Sicht extrem belastend sein. Das Problem verschärft sich, wenn Menschen immer wieder Stresssituationen ausgesetzt sind und nicht mehr in der Lage sind, dem entgegen zu wirken und es chronisch wird. Lesen Sie hier: Länger Leben: Häufige Fehler beim Atmen – und was dagegen hilft

    Stress: Warum die psychische Gesundheit so wichtig ist

    Stress wirkt sich besonders negativ bei Menschen aus, die bereits unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa leiden. Wissenschaftler der University of Pennsylvania in Philadelphia haben in einer Studie bei Mäusen nachweisen können, welchen Einfluss dabei das Gehirn hat.

    Nach einer stressigen Phase schickt das Gehirn Signale an die Nebennieren, die dann die chemische Substanz Glukokortikoid in den Körper ausschüttet. Anhand von Mäusen fand die Forschungsgruppe heraus, dass die Glukokortikoide auf das Nervensystem des Darms wirken. Die Glukokortikoide aktivieren die sogenannten Gliazellen, die die Darmneuronen miteinander verbinden. Die Zellen setzen dann Moleküle frei, woraufhin das Immunsystem anfängt zu arbeiten. Normalerweise dient das Immunsystem zur Abwehr von Krankheitserregern, in diesem Fall löst es schmerzhafte Darmentzündungen aus.

    Außerdem hemmen die Glukokortikoide die Entwicklung unreifer Darmneurone. Dadurch können die Neurone nur geringe Mengen an Signalmolekülen produzieren. Die Darmmuskeln fangen an, sich zusammenzuziehen und die Nahrung wird langsamer durch das Verdauungssystem befördert. Infolgedessen werden Beschwerden bei CED-Patienten schlimmer. Auch interessant: Mediziner verrät: So verringert Kaffee das Darmkrebs-Risiko

    Stress: So könnte die Studie die Therapie von CED verändern

    Mit den neuen Erkenntnissen der Studie konnten die Wissenschaftler aufzeigen, wie chronischer Stress körperliche Beschwerden auslöst. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Umgang mit Belastungen einen großen Einfluss auf die Behandlung von CED haben könnte. Bisher würden vorrangig die körperlichen Beschwerden therapiert, der psychologische Zustand jedoch völlig vernachlässigt, erklärte der Studienmitautor Christoph Thaiss, Mikrobiologe an der University of Pennsylvania in Philadelphia. (soj)