Hamburg. Regelmäßiges körperliches Training kann auch den Sex erfüllender machen. Welche Sportarten sich besonders positiv darauf auswirken.
Bei dem einen geht es um Rechtsmedizin und Kriminalfälle, bei dem anderen um unser Sexualleben. Immer im Wechsel finden Sie an dieser Stelle das Beste aus zwei unserer erfolgreichsten Podcasts. Heute gibt es bei „Ich frage für einen Freund“, dem Sex-Podcast für Erwachsene mit Journalist Hajo Schumacher und der Hamburger Sexualtherapeutin Katrin Hinrichs, ein „Sex und Sport“-Special.
Regelmäßiges körperliches Training kann auch den Sex erfüllender machen
Los geht es ohne viel Anlauf oder Aufwärmen: Ob Klienten in ihrer Praxis schon einmal davon berichtet haben, dass sie beim Sport einen Höhepunkt erlebt hätten, will Schumacher gleich zum Einstieg wissen. „Ja! Auf jeden Fall, insbesondere bei Frauen“, lautet die Antwort von Katrin Hinrichs, die der Vorstellungskraft mit ein paar praktischen Anschauungsbeispielen auf die Sprünge hilft. „Es gibt auf YouTube Videos von Sportübungen, die vielleicht nur einen kleinen Orgasmus, aber auf jeden Fall Erregung auslösen können“, sagt die Sexualtherapeutin.
Dass Sport nicht nur für Körper und Geist wichtig und gut ist, darin sind sich beide Experten einig. Hinrichs, die selbst gern Sport treibt, geht noch weiter: Regelmäßiges körperliches Training kann auch den Sex erfüllender machen. Außerdem: „15 bis 20 Minuten nach dem Training haben wir eine höhere sexuelle Aktivierung“, sagt Hinrichs. „Wie lange hält das an?“, will Schumacher wissen, der sich auch persönlich gut mit Sport auskennt und 15 Jahre lang regelmäßig in einer Kolumne aus seinem Läuferleben berichtet hat.
Sport stärkt das Selbstbewusstsein
Wer regelmäßig Sport treibt, kennt das: Sich zu bewegen trainiert nicht nur Muskeln, Herz und Kreislauf. „Es fühlt sich einfach gut an, aktiv zu sein. Dabei werden wahnsinnig viele Endorphine ausgeschüttet. Außerdem stärkt Sport das Selbstbewusstsein“, sagt Katrin Hinrichs. Sich selbst ausreichend wertzuschätzen sei eine Thematik, die vor allem Frauen begegnet. Deshalb: Egal ob Laufen, Radfahren, Tischtennis, Yoga oder Tanzen – Menschen, die ihr Ego ein bisschen aufpolieren wollen, sollten einfach direkt loslegen.
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„Und die Leute, die morgens schon mal aktiv waren, sind später am Tag besser in der Lage, sich fallen zu lassen“, sagt die Expertin. Allerdings ist Augenmaß gefragt, denn wer es übertreibt beim Training und sich über Gebühr anstrengt, hat anschließend weniger Lust auf Sex und andere Sorgen. Im schlimmsten Fall könne einem „beim Akt schon mal ein Krampf ins Bein schießen. Und dann war’s das in dem Moment mit dem Sex“, gibt Schumacher die Erfahrungen seines Freundes wieder.
Die Leute haben in der Regel mehr Sport als Sex
Überhaupt würden einige Menschen, so Schumachers Beobachtung, Sport vielleicht sogar als Sexersatz ansehen. Zustimmung in diesem Punkt von Katrin Hinrichs: „Die Leute haben in der Regel mehr Sport als Sex.“ Aber so muss es ja nicht bleiben. Im Gegenteil. Wer ab und zu sportlich aktiv ist, hat ein anderes Körpergefühl, schämt sich weniger und weiß mehr über seinen Körper. Dass sich im Laufe des Lebens die eigenen Formen verändern, übrigens bei jedem, ist normal. Älterwerden gelingt am besten mit Selbstliebe und Akzeptanz. „Da ist für guten Sex entscheidend, dass man seinen Körper kennt und weiß, das fühlt sich gut an und das nicht so sehr“, sagt Katrin Hinrichs, die für regelmäßiges Training plädiert.
Und auch Sex selbst kann sportlich sein. Wenn das Herz schneller schlägt, der Blutdruck steigt, schadet ein bisschen Kondition in keinem Fall. Passend dazu hat Hajo Schumacher das beeindruckende Ergebnis einer Studie zum Thema parat. „Eine gute Nummer verbraucht in etwa so viele Kalorien wie ein zügiger 5000-Meter-Lauf.“ Das sind immerhin zwölfeinhalb Runden auf der Tartanbahn, und das in flottem Tempo. Katrin Hinrichs, vor die Wahl gestellt, weiß sofort, wofür sie sich entscheiden würde ...
So lange wie möglich aktiv zu bleiben empfiehlt sie Frauen und Männern in jedem Alter. „Manche Herren, die zu mir kommen und eher wenig oder keinen Sport machen, schicke ich erst einmal zum Urologen, damit all die kleinen Gefäße abgescannt werden. Denn wenn da etwas verstopft ist, kann das möglicherweise zehn Jahre später auch beim Herzen so sein“, sagt Hinrichs.
Welche Sportarten wirken sich besonders positiv aufs Sexleben aus?
Welche Sportarten sich denn besonders positiv aufs Sexleben auswirken, will Schumacher noch von der Expertin wissen. „Erst mal alles, was dich in deinen Körper führt“, lautet die Antwort. Yoga zum Beispiel oder Feldenkrais. „Manche sagen vielleicht, da schlafe ich ein. Aber wer das trainiert, lernt seine Muskeln gezielt anzusteuern. Dazu eine Atemtechnik, das kann ganz hilfreich sein“, sagt Hinrichs. Auch Schwimmen und Wassergymnastik seien als gelenkschonende Alternativen empfehlenswert. Nicht so geeignet seien dagegen Sportarten wie Eislaufen oder Turnen, bei denen es viel um Anspannung geht.
„Und wie stehst du zum Boxen?“, fragt Schumacher. Drei Jahre habe es gedauert, bis er das Mantra seines Trainers verstanden habe und umsetzen konnte. Anfänglich mit Betonhüfte im Ring unterwegs, sei er inzwischen im ganzen Körper viel beweglicher geworden. Die Sexualtherapeutin ist begeistert. „Super! Boxen erfordert Kondition, Schnelligkeit und beansprucht den Organismus in seiner Gesamtheit.“ Deshalb mache sich so ein Training auch im ganzen Körper bemerkbar. „Für die Sexualität ist es entscheidend, fluide zu sein, beweglich, da kommt man besser ins Spüren“ sagt Katrin Hinrichs.
Hajo Schumacher hat da noch eine Frage: „Kann man auch als Sportmuffel guten Sex haben?“ Ein ganz klares Ja der Therapeutin, die dennoch diesen Tipp hat: „Bleibt dran und macht Sport!“