Berlin. Lust auf Urlaub im Wohnmobil? Welches Modell zu wem passt, was die Camper kosten – und warum Anfänger beim ersten Mal mieten sollten.

Für den Wohnmobilurlaub sind die XXL-Camper beliebt wie nie. Im vergangenen Jahr befanden sich fast 680.000 Reisemobile im Besitz der Deutschen, Tendenz stetig steigend. Freiheit auf Rädern – im eigenen Wohnzimmer. Das ist die wohl treffendste Beschreibung für ein Wohnmobil, auch als Camper bezeichnet. Einfach losfahren, vielleicht ganz ziellos, nur unterwegs sein, den Alltag hinter sich lassen. Aber dennoch alles Nötige dabeihaben und ein Mindestmaß an Komfort genießen. Das fasziniert immer mehr Menschen.

IMTEST, das Verbrauchermagazin der FUNKE Mediengruppe, bietet einen Marktüberblick und gibt Tipps für den Neu- und Gebrauchtkauf sowie die Miete von Campern.

Wohnmobile: Welche Kategorie passt zu mir?

Das Alkoven-Reisemobil: ganz klassisch mit (zusätzlichen) Schlafplätzen über dem Fahrerhaus. Es ist der Inbegriff des Campers – das, was jedem vorm geistigen Auge erscheint, wenn der Begriff Wohnmobil fällt. Der Alkoven über der Fahrerkabine bietet einen separaten, großen Schlafbereich, ohne dass erst die Hecksitzgruppe zum Bett umgebaut werden muss. Äußerst praktisch für Familien mit Kindern, die man zu Bett schicken kann, während die Eltern im hinteren Sitzbereich noch etwas entspannen können.

Die Alkoven-Wohnmobile sind besonders beliebt in der Klasse bis 3,5 Tonnen, da sie auch mit dem heutigen Führerschein der Klasse B bewegt werden dürfen. Wohnwagen-Erfinder Dethleffs bietet etwa Alkoven-Camper in Längen von 6,5 bis 8,6 Meter und von 3,49 Tonnen zulässiger Gesamtmasse bis zum dreiachsigen Fünftonner zu Preisen zwischen gut 58.000 und knapp 81.000 Euro.

Teilintegrierte Wohnmobile: Sie verzichten auf einen Alkoven, nutzen aber ebenfalls eine klassische Kastenwagenbasis wie beim Fiat Ducato oder Ford Transit. Der Großserien-Triebkopf (Fahrerhaus, Motor, Vorderachse) hält die Kosten im Rahmen, hat sich zigtausendfach bewährt, verfügt über eine solide Crash-Sicherheit und sorgt zudem für ein vergleichsweise gutes, handliches Fahrverhalten in jeder Situation.

In Sachen Raumaufteilung ist so ziemlich alles möglich: So bekommt man beispielsweise bei der Firma Forster Reisemobile Teilintegrierte wahlweise mit Doppelbett im Heck, Einzelbetten, Seitenbett oder gar Hubbett bei Außenlängen des Reisemobils von 5,99 bis 7,45 Meter. Die Preise starten hier bei knapp 55.000 Euro.

Zuhause am Strand: Wohnmobile liegen im Trend und gestalten den Urlaub flexibler als eine feste Unterkunft.
Zuhause am Strand: Wohnmobile liegen im Trend und gestalten den Urlaub flexibler als eine feste Unterkunft. © iStock | istock

Vollintegrierte Wohnmobile: Sie tragen ihren Namen, weil hier das Fahrerhaus vollständig in die Wohnkabine integriert ist. Der Fahrer sitzt also nicht in einem vergleichsweise engen Lieferwagen-Cockpit, sondern in einer breiten, offenen „Wohnlandschaft mit Lenkrad“. Damit liegt das Vollintegrierte in Sachen Raumausnutzung vorn, kostet aber auch mehr als ein Teilintegriertes mit „Transporternase“. Bei der Traditionsmarke Knaus starten Vollintegrierte bei 71.000 Euro, überspringen aber auch schnell die 100.000-Euro-Marke.

Wohnbusse: Um maximalen Platz geht es hingegen bei Wohnbussen auf Omnibus-Basis, für die ebenfalls gern ausgemusterte Behördenfahrzeuge umgebaut werden. Auch hier reicht meist der Pkw-Führerschein nicht aus. Wie bei den Luxusmodellen, den in den USA unter der Bezeichnung „Nightliner“ populär gewordenen Reisebussen, die mit Betten, Küche, Dusche/WC, luxuriösen Wohnzimmerlandschaften und jeder Menge Unterhaltungselektronik Musikbands auf Tourneen von Ort zu Ort brachten – in der Regel nachts, daher der Name.

Aus diesem Konzept ist die heutige Topliga der Wohnmobile hervorgegangen, die mit seitlich ausfahrbaren Erkern, Whirlpool oder auch Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach keine Wünsche mehr offenlässt. So eine rollende Luxusvilla mit Pkw-Garage kostet im Fall des zwölf Meter langen Vario Mobil Si­gnature 1200 knapp 800.000 Euro – ohne Sonderwünsche. Weitere Anbieter im Topsegment sind zum Beispiel Morelo oder Volkner Mobil­.

Essen auf Rädern: Manche Camper punkten mit praktischer Kochnische.
Essen auf Rädern: Manche Camper punkten mit praktischer Kochnische. © iStock | istock

Erstes Wohnmobil: Camper kaufen oder mieten?

Die gestiegene Nachfrage im Zuge der Pandemie wie auch durch Rohstoffmangel und Chipkrise verursachte Lieferverzögerungen der Hersteller haben zu deutlich gestiegenen Gebrauchtpreisen geführt.

Brauchbare Wohnmobile mit Tüv, die genug Platz für zwei Erwachsene und zwei Kinder bieten, starten in den einschlägigen Internetbörsen bei etwa 15.000 Euro. Hierbei handelt es sich dann entweder um Kastenwagen oder Teilintegrierte (zum Teil mit Alkoven) älteren Baujahrs und mit lahmen Saugdieselmotoren und höheren Kilometerleistungen.

Frische Modelle mit flotten Turbodieseln und geringer Laufleistung kosten das Doppelte. Ob neu oder gebraucht – vor dem Kauf empfiehlt es sich, erste Erfahrungen in einem gemieteten Reisemobil zu sammeln. Vielleicht stellt sich ja heraus, dass diese Art des Urlaubs doch nicht das Richtige ist. Zudem merkt man schnell, wie groß das individuelle Wohnmobil sein sollte.

Übrigens: Auch viele Profi-Camper nutzen lieber immer mal wieder gemietete Reisemobile, da ein eigenes die meiste Zeit des Jahres nur nutzlos herumstehen, Platz benötigen und Kosten verursachen würde.

Fazit: Camper neu, gebraucht oder mieten – eine Frage des Geldbeutels

Die große Freiheit im Wohnmobil ist emotional unbezahlbar – viele große Modelle aber leider oftmals auch. Doch Reisemobile gibt es in allen Größen und für beinahe alle Einsätze. Kleine Campingmobile für zwei Personen sind etwa ab rund 35.000 Euro zu haben.

Wem das immer noch zu teuer ist, der findet gute Gebrauchte für vier Personen ab 15.000 Euro. Zumindest für das „erste Mal“ sollte man sich sein Wohnmobil aber lieber mieten.

Dieser Artikel erschien zuerst auf abendblatt.de