Berlin. Hitze macht die Beschwerden der Menstruation oft anstrengender. So verändert sich Ihr Zyklus und so können Sie sich darauf vorbereiten.

Seit Tagen ächzt Deutschland unter der extremen Hitze. Für Frauen und andere Menschen mit Menstruation (wie etwa Transmänner) ist der monatliche Zyklus unter hohen Temperaturen oft besonders anstrengend: Der Körper schwitzt, der Unterleib schmerzt und der Blutkreislauf fühlt sich etwas wackeliger an als gewöhnlich.

Doch wie beeinflusst die Hitze den Körper und den Zyklus konkret und wie lässt sich dem entgegenwirken? Das erklärt der Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte und Frauenarzt Christian Albring.

Periode im Sommer – Hitze kann körperliche Beschwerden verstärken

Ob die Hitze prämenstruelle oder menstruelle Beschwerden verschlimmert, ist von Person zu Person unterschiedlich. „Frauen, die vor dem Einsetzen der Periode stark unter einem PMS (Anmerk. Red. Prämenstruelles Syndrom) leiden, können unter Umständen eine Verstärkung der Symptome wie Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit wahrnehmen“, sagt Christian Albring.

Der Blutverlust an sich sei keine Belastung für den Kreislauf. Über die vier bis fünf Tage der Blutung umfasse er insgesamt meist zwischen 50 und 70 Milliliter, so Albring. Ein Glas Wasser fasse 200 bis 400 Milliliter.

Viele Frauen und menstruierende Personen erfahren im Zusammenhang mit der Menstruation allerdings Kreislaufbeschwerden, Migräne und andere Schmerzen. Die hohen Temperaturen können diese verstärken, erklärt der Gynäkologe: „Bei Frauen, die eine sehr starke Menstruationsblutung haben und die ohnehin unter einem Blut- oder Eisenmangel leiden, ist es denkbar, dass die Hitze eine bereits vorbestehende Neigung zu Schlappheit und Kopfschmerzen verstärkt“, so Albring.

Menstruation und Hitze: Wie verändert sich der Zyklus?
Menstruation und Hitze: Wie verändert sich der Zyklus? © imago/Science Photo Library | Science Photo Library

Periode bei Hitze: Zyklusveränderungen sind häufig

Der Menstruationszyklus ist sensibel und kann sich bei hohem Stress, Krankheiten oder Reisen verlängern oder verkürzen. Auch hohe Temperaturen können dabei eine Rolle spielen, erklärt der Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Allgemein verändere sich dabei aber lediglich der Abstand zwischen Zyklusbeginn und Eisprung, nicht die zweite Hälfte vom Eisprung bis zur Menstruation. Schlimm sei das nicht.

Auch bei den vielen unterschiedlichen Verhütungsmethoden gibt es keine allgemeinen Zusammenhang zwischen Hitze und Sicherheit. Verkürzt oder verlängert sich der Zyklus, könne auch bei hormonellen Verhütungsmethoden wie Pflastern, Ringen oder der Pille die Blutung verzögert einsetzen. Auch ohne Blutung solle allerdings nach der siebtägigen Pause eine neue Pillenpackung angefangen werden, erklärt Albring.

Gefährlicher sei der veränderte Zyklus allerdings für Menschen, die die natürliche Verhütung einsetzen – also die Körpertemperatur messen, um den Eisprung und die fruchtbare Phase festzulegen und entsprechend geschützten oder ungeschützten Sex haben.

„Große Hitze kann zu unruhigem und verkürztem Schlaf führen, und damit die Körpertemperatur beeinflussen“, erklärt Albring. Diese könne den Zeitpunkt des Eisprungs nicht genau anzeigen. „Eine Frau könnte also meinen, der Eisprung habe bereits stattgefunden, obwohl das nicht stimmt“, so der Frauenarzt. „Sie denkt dann, dass sie nach dem Eisprung bis zur nächsten Menstruation ungeschützten Sex haben kann, ohne schwanger zu werden, und das kann sich dann als folgenreicher Irrtum herausstellen.“

Periode und Hitze: Muss man Tampons und Binden öfter wechseln?

Generell müssen die Tampons und Binden bei Hitze nicht öfter gewechselt werden als bei anderen Temperaturen. Auch die Menstruationstasse muss nicht zusätzlich geleert werden. Wenn Menstruierende allerdings feststellen, dass sie in der Hitze mehr bluten, empfiehlt sich konsequenterweise auch eine Anpassung in der Hygieneroutine. Auch bei vermehrtem Schwitzen bei der Bindennutzung kann diese öfter ausgetauscht oder durch komfortablere Produkte ersetzt werden.

Christian Albring empfiehlt allerdings, Tampons nach dem Baden im Meer oder See zu entfernen. „Wenn sich der Tampon vollgesogen hat, dann sollte er gewechselt werden, denn dann nimmt er ja auch kein Blut mehr auf“, erklärt er. Wenn bei einer Menstruationstasse Wasser eintrete, sitze sie falsch.

Besonders im Sommer entgehen viele diesem Problem, indem sie die Pille durchgehend nehmen und ihre Periode verschieben. Expertinnen warnen allerdings vor einem leichtfertigen Umgang: „Auch wenn schwere Komplikationen selten sind, können sie das Leben einer jungen Frau zerstören“, sagt die Vorsitzende des Arbeitskreises Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft, Ingrid Mühlhauser. Zum Glück gibt es mittlerweile viele Menstruationsprodukte, mit denen Schwimmen im Sommer um einiges leichter ist.

(dpa/reb)