Stützpunkte bieten für gesetzlich Versicherte eine kostenlose Beratung an, die auch Angehörige nutzen können.

Wer im Alter pflegebedürftig wird, muss sich gut auskennen, um in den Genuss der verschiedenen Leistungen aus dem Gesundheitssystem zu kommen. Mit einer Unterschrift unter den Antrag auf Leistungen aus der Pflegeversicherung ist es nicht getan. Das System ist bürokratisch, die Gelder fließen nicht von allein, und mancher Verbraucher steht ziemlich hilflos davor, besonders wenn er krank ist. Diana Papenberg bietet Unterstützung beim Pflegestützpunkt Wandsbek-Markt.

Hamburger Abendblatt: Frau Papenberg, was machen die Pflegestützpunkte?

Diana Papenberg: Wir sind für pflegebedürftige Senioren und deren Angehörige die Lotsen im Gesundheitssystem. Dabei sind wir beim Ausfüllen von Anträgen für die Pflegeversicherung oder einen Schwerbehindertenausweis behilflich. Außerdem machen wir Hausbesuche und schauen, welche Umbaumaßnahmen in der Wohnung sinnvoll sind und wie diese finanziell gefördert werden können – von einer Toilettensitzerhöhung über Haltegriffe bis zum Treppenlift.

Kommen Ihre Klienten auch aus persönlichen Gründen?

Papenberg: Wenn Angehörige die Pflege übernehmen, stoßen Ehepartner oder Kinder oft an ihre Grenzen. Wir hören zu und ermuntern, Hilfe von außen anzunehmen. Das kann ein ambulanter Dienst oder eine Tagespflege sein. Manchmal sind die pflegenden Angehörigen so am Ende ihrer Kräfte, dass wir ihnen eine Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege für den Pflegebedürftigen empfehlen. Man muss loslassen können und die Pflege nicht komplett selbst übernehmen. Genau das will jedoch gelernt sein.

Kommen Ihre Klienten nur einmal zur Beratung?

Papenberg: Wir haben mehrere Familien, die einen chronisch kranken Patienten über viele Jahre betreuen und pflegen. Da muss der Hilfebedarf aufgrund von gesundheitlichen Verschlechterungen angepasst werden. Dann schauen wir, ob ein Antrag auf Höherstufung bei der Pflegekasse sinnvoll ist.

Ist die Beratung in den Pflegestützpunkten kostenlos?

Papenberg: Die Pflegestützpunkte in Hamburg werden von den Bezirken und den Pflegekassen finanziert. Für gesetzlich Versicherte ist die Beratung kostenlos. Privat Versicherte können sich an die Beratungsstelle Compass wenden.

Wie häufig werden Anträge auf Leistungen aus der Pflegekasse abgelehnt?

Papenberg: Es gibt Versicherte, die sich bei uns melden, weil ihr Antrag abgelehnt wurde. Aber das sind Einzelfälle. Manchmal erklären wir, welche Zeiten im Sinne des Gesetzes als Pflege anerkannt werden, und dass die reine Tagesbetreuung nicht zählt. Wenn wir bei einer Ablehnung der Pflegekasse im mitgelieferten Gutachten sehen, dass nicht alle relevanten Pflegezeiten angemessen berücksichtigt worden sind, helfen wir, den Widerspruch zu formulieren.

Wie finden Sie die Pflegeversicherung?

Papenberg: Die Pflegeversicherung ist keine Vollkaskoversicherung. Es wird immer ein Eigenanteil von den Versicherten aufzubringen sein. Aber durch die Änderungen in der Pflegeversicherung werden ab Januar 2015 wesentliche Kritikpunkte umgesetzt: Rund um die Betreuung von Demenzkranken wird es künftig eine bessere finanzielle Unterstützung zum Bespiel bei den Geld- und Sachleistungen, der Tagespflege sowie über die „niedrigschwelligen Angebote“ geben.

Nähere Informationen über Pflegestützpunkte in Ihrer Nähe sind unter Tel. 040 / 428 99 10 70 oder www.hamburg.de/pflegestuetzpunkte erhältlich