Hochzeit, Jubiläum oder Betriebsfeier – wie man mit pfiffigen Ideen Müll vermeiden und die eigene Veranstaltung umweltfreundlicher organisieren kann. Die Grüne Meile auf der Altonale soll für Nachhaltigkeit sensibilisieren.
Schmutzige Plastikteller liegen verweht auf Rasen und Straße, Soßenreste ergießen sich über Bänke und Tische. Eine Taube pickt gurrend die Krümel, ein Hund umstreunt den Sack mit den Grillresten – der Morgen danach. Partyplanungen beschränken sich nicht selten auf den Einkauf beim Getränkehändler und die Bestellung beim Fleischdiscounter.
„Allein schon die Berge von Einweggeschirr sind ein Graus“, sagt Umweltberater Dirk Petersen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Nicht nur bei Messen und Festivals, auch bei privaten Grillfesten, Hochzeiten und Betriebsfeiern fällt einiges an Abfall an, der dann manchmal in „unkontrollierten Bereichen“ wie Büschen oder Straßen landet. Nicht zu vergessen, dass bei jeder Veranstaltung klimaschädliche CO2-Emissionen freigesetzt werden, zum Beispiel durch An- und Abreise, Strom- und Wärmeverbrauch, Catering und Müll.
Einiges davon lässt sich vermeiden. Will man die Umwelt durch Betriebs- oder Privatfete möglichst wenig belasten und zusätzlich auch noch Geld sparen, sollte man schon bei der Planung beginnen.
Papierlos einladen mit Hinweis auf Kombitickets und Grüne Fahrkarten
Grundsätzlich sollte umweltfreundlich kommuniziert werden. Kurze, knappe E-Mails, Tweets oder SMS sind besser als Hochglanz-Einladungskarten mit Disco-Sound. Schon die papierlose oder zumindest doppelseitig bedruckte Einladung sollte eine Wegbeschreibung und konkrete Hinweise auf die Zielerreichung mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln enthalten. Zum Beispiel mit dem Verweis auf Kombitickets, Fahrgemeinschaften oder CO2-freie Fahrkarten („Grüne Fahrkarten“). Der Strombedarf für diese Fahrten stammt aus erneuerbaren Energien.
Während viele die Familienkutsche gern etwas verschämt an der Hecke parken, lässt der smarte Gast sich gern bei der virtuellen Organisation der An- und Abreise erwischen. Mit einem coolen Klick das rote Stadtrad gebucht, die Umsteige auf Bahn oder Bus dazugeklickt und von da nur noch ein paar Meter bis ins heimische Stadtloft. Wie nach einem gezielten Revolver-Schuss lässt er das Cover seines Smartphones mit einem Klick zurückschnellen und lächelnd in die Hosentasche gleiten.
Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (adfc) wirbt für eine umweltschonende Anreise. Schon kleine Maßnahmen können viel bewirken, heißt es beim adfc. „Richten Sie Ihre nächste Veranstaltung doch einfach mal fahrradfreundlich aus.“ Unter der Internetadresse www.hamburg.adfc.de können außerdem ein Leitfaden und eine Checkliste heruntergeladen werden. Leicht verschwitzt mit dem Klapprad um die Ecke zu schießen, ist im Zweifel cooler als wegen der Parkplatzsuche mit 30-minütiger Verspätung erst zum Dessert zu erscheinen.
Eigentlich könnte die Zeit längst reif für umweltfreundliches Feiern sein: Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch oder vegan, teilen statt zu kaufen und reparieren ihre defekten Küchengeräte in Repair-Cafés.
Caterer spüren eine steigende Nachfrage nach fair gehandelten, regionalen Produkten von Kunden, die Wert darauf legen, dass die Tomaten auf den Schnittchen keine Weltreise hinter sich haben. Großveranstalter bieten Green Events, Tagungshäuser und Hoteliers laden zu Green Meetings.
Jedoch: „Die meisten Menschen nutzen diese Angebote nur, wenn sie einen konkreten Nutzen davon haben“, sagt Lars Wilcken, Geschäftsführer des Hamburger Instituts für Umwelt, Coaching und Training IUCT. Der Berater für Nachhaltigkeit setzt sich für ein Umdenken in der Bevölkerung ein. Seine Strategie: „Wir müssen Umweltthemen cool und sexy machen, sonst interessieren sie nicht.“ Zwei pfiffige Ideen sind die Fahrrad-Disco – die Gäste müssen auf dem Drahtesel den Strom für ihre Party erst erstrampeln, bevor sie loslegen können – und grüner flirten: Mitfahrgelegenheiten können vom Gastgeber aus Effizienzgründen organisiert oder aber von den Gästen aus Sympathieerwägungen im Verlauf des Abends selbst koordiniert werden.
Soll es eine Veranstaltung für Kinder sein, bietet sich eine Buchung des Galli-Theaters an. Ihr Stück „Der Müllvollberg“ passt zum Thema, sensibilisiert also bereits die Jüngsten und ist spannender als viele Handy-Apps.
Beim Catering sollte das Augenmerk auf saisonalen, ökologisch angebauten und fair gehandelten Produkten liegen. Hamburger Caterer wie Tafelfreuden oder Green Delicious haben sich auf diese Nachfrage spezialisiert und bieten Vegetarische Weihnachten oder Green Weddings an.
„Die hohe Trinkwasserqualität in Deutschland lässt die Nutzung von Leitungswasser zum Trinken zu“, heißt es in Ratgebern zum Thema. Das sei nicht nur günstiger, sondern überdies entfielen in der Regel Verpackung und Transport. Empfohlen wird die „Bereitstellung in schönen Karaffen“. Bio-Weine oder regional produzierte Spirituosen dienen in Ergänzung zum Wasser zur Stimmungsaufhellung ganz ohne schlechtes Gewissen.
Christian Kuper alias „Vincent Vegan“ rüstet sich für die Altonale. Dort will er mit seinem veganen Fast-Food-Truck auf die Grüne Meile. Vom 20. Juni bis zum 6. Juli werden weit mehr als eine halbe Million Menschen erwartet, die die Veranstaltungen besuchen und über das Straßenfest (4.-6. Juni) schlendern, die Grüne Meile ist ein Teil davon.
Altonale-Geschäftsführer Manfred Pakusius: „Die Altonale will die Besucher auf angenehme und spielerische Art für diese nachhaltigen Themen interessieren. Wir wollen dazu anregen, sich zu überlegen, wie man sinnvoller mit Ressourcen umgehen kann.“ Diverse Anbieter treten auf und geben Tipps. Der neueste Schrei der Szene: Kunstvoll designte Komposttoiletten. Pakusius: „Auf der Altonale sind sie das erste Mal bei einem Public Event in Hamburg im Einsatz.“ Das Kieler „Projekt Goldeimer“ will Chemietoiletten auf Events durch ein ökologisches Toilettensystem ersetzen. Denn: Fäkalien seien eine Ressource. „Wir wollen der Umwelt etwas zurückgeben.“