Gestiegene Getreidepreise machen deutschen Produzenten zu schaffen. Forderung nach höheren Preisen aber schwer durchsetzbar.
Berlin. Rinder-, Schweine- und Geflügelhalter müssen zur Zeit deutlich mehr für Futter und Energie ausgeben und wollen deshalb die Kunden an den höheren Kosten beteiligen. Das forderte Bauernpräsident Joachim Rukwied am Mittwoch in Berlin. Der scharfe Wettbewerb im Handel werde dem aber Grenzen setzen: „Die Preise für Lebensmittel werden deshalb nicht durch die Decke gehen.“
Denn die Bauern bestimmen die Verbraucherpreise nicht selbst, sie bilden sich im Handel. Und dessen Druck auf die Ernährungsindustrie und auf die Landwirte sei enorm, erklärte Rukwied. „Ich kann nur an alle Beteiligten der Ernährungswirtschaft appellieren.“ Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels reagierte zurückhaltend auf seine Forderung. „Preise bilden sich am Markt und sind Sache der Unternehmen“, sagte Sprechern Christian Böttcher.
+++Preise steigen im Juli moderat um 1,7 Prozent+++
+++Hilfsorganisation lobt Niebels E10-Vorstoss+++
Rukwied sprach sich dagegen aus, den Biokraftstoff E10 abzuschaffen. Er wies Vorwürfe zurück, die Bioenergie verknappe Nahrungsmittel. „Die Versorgung ist gesichert“, hob Rukwied hervor. Für die Bauern gelte: „Food first“ (Nahrung zuerst). 18 Prozent des Ackerlands seien an die Energieproduktion etwa aus Mais, Raps und Getreide gebunden. Das sei ein gesundes Maß.
Die deutschen Ackerbauern können aus Sicht des Verbands mit der diesjährigen Ernte zufrieden sein, auch wenn es regional große Unterschiede gebe. Bundesweit fiel die Getreideernte mit 43,8 Millionen Tonnen knapp fünf Prozent besser aus als im Vorjahr. Der Raps-Ertrag stieg nach einem schwachen Vorjahr um knapp 15 Prozent auf 4,4 Millionen Tonnen.
Getreide und Raps liegen damit laut Bauernverband im Langfristvergleich leicht unter dem Durchschnitt. Vielerorts hatte zu Jahresbeginn strenger Frost ohne schützende Schneedecke das Wintergetreide im Boden erfrieren lassen. Im Sommer erschwerten Wetterkapriolen die Ernte. Unter dem Durchschnitt bleibt auch die Obsternte, bei Gemüse gab es große Ertragsschwankungen. (dpa)