Strikte Dresscodes beherrschen vor allem die Chefetagen der klassischen Branchen. Mit einzelnen Teilen lässt sich das Outfit dezent aufpeppen.
Berlin. Manchmal haben sie etwas von den grauen Herren in Michael Endes Roman „Momo“: In Anthrazit oder Dunkelblau gehüllt wirken die Damen und Herren der Chefetagen sehr sachlich und monoton. Das sollen sie auch, sagt die Styling-Beraterin und Psychologin Lisa Zimmermann aus Berlin. „Die Businessmode kommt aus der Uniformiertheit, denn sie soll den Menschen neutralisieren, die Sache in den Vordergrund stellen, nicht die Person.“ Kein Wunder also, dass gerade die Garderobe in klassischen Berufszweigen wie bei Banken, Versicherungen sowie Anwalts- und Notarkanzleien kaum Spielraum für modische Experimente lässt.
„Ein absolutes No-Go in der Businessmode sind allzu transparente Stoffe“, erläutert Stilexperte Andreas Rose aus Frankfurt am Main. Gerade auf Bauch- und Rückenfreies sollte verzichtet werden. Die Textilbetriebswirtin Ulrike Mayer aus Besigheim (Baden-Württemberg) rät auch von allzu hohen Absätzen und extrem enger Kleidung ab: „Wir Frauen müssen immer aufpassen, nicht zu sexy zu wirken und gleichzeitig in den Hosenanzügen nicht zu streng.“ Auch für Farbe sei im Büro nur wenig Raum: Je weniger Farbe, desto seriöser wirkt man, laute die Devise. Rose warnt gerade vor den in diesem Sommer so angesagten bunten Hosen.
Trotzdem lässt sich der eine oder andere Farbtupfer durchaus ins klassische Business-Outfit integrieren: „Unter dem Anzug oder dem Kostüm kann man ein Shirt oder eine Bluse mit den derzeit angesagten grafischen Mustern tragen – am besten welche, bei denen das Muster erst unter der Brust beginnt und damit bei Bedarf unter dem zugeknöpften Blazer verschwinden kann“, sagt Zimmermann. Denn was in der Nähe des Gesichts ist, falle auf – oder lenke ab. Generell passen statt Feuerwehrrot und Grasgrün ins Büro besser Nude-, Pastell- oder Sorbettöne. „Sie sehen in der Regel sehr elegant aus, vor allem wenn sie in edlen Stoffen wie Seide daherkommen – vorausgesetzt sie passen zum jeweiligen Teint“, sagt Rose.
+++Was ist wenn...ich nicht richtig gekleidet bin+++
„Weniger ist mehr“ sollte auch für die Auswahl von Schmuck gelten, sagt Zimmermann. Am besten werde nur ein Schmuckstück getragen, das möglichst dezent und echt ist. „Ab und zu darf es auch mal Modeschmuck sein. Aber der sollte auf keinen Fall zu sehr auffallen“, findet Rose. Er rät auch von schweren Armreifen und -bändern ab. „Die klackern dann nur an der Tischplatte bei Gesprächen.“
Grundsätzlich sollte man nach Ansicht der Modeexperten bei Berufskleidung auf Qualität und Passform achten. „Als Basis sollte man sich unbedingt einige hochwertige Stücke zulegen, die man dann modisch variieren kann“, sagt Mayer. Dazu bieten sich für die Frau vor allem Blusen mit unterschiedlichen Ausschnitten an – von Wasserfall bis Schluppenkragen. „Bei klassischen Hemdblusen nur bitte nicht den Kragen über den Blazer tragen, wie man es oft bei Politikerinnen sieht“, betont Rose.
Wer nicht gerade die Vorstandsvorsitzende ist, könne auch einen Cardigan oder ein etwas modischeres Twinset tragen, findet der Modeberater. „Und auch die derzeitigen Kastenjacken in Chanel-Optik bieten sich durchaus für ein etwas informelleres Business-Meeting an.“
Topaktuell und gleichzeitig ein Klassiker sind Bleistiftröcke mit hoher Taille. „Auf Röcke mit ausgefransten Nähten oder auf allzu tellerförmige Modelle sollte man lieber verzichten“, empfiehlt Rose. Wichtig: im Büro immer Strümpfe oder Strumpfhose tragen.
„Und im Sommer dürfen die Schuhe zwar hinten, aber auf keinen Fall vorne offen sein“, betont Zimmermann für Berufstätige in klassischen Branchen. Und selbstverständlich dürfe der Rock nie zu kurz geraten: „Die Französinnen bedecken das Knie, die Italienerinnen tragen den Saum in der Mitte des Knies – und bei uns ist das nicht so ganz klar definiert, am besten aber trägt man ihn knieumspielend.“
Auch mit Schuhen, Gürteln oder Tüchern lassen sich kleine modische Akzente setzen. „Hochmodische Trends sind allerdings in der Business-Mode meist deplatziert, vor allem in den höheren Führungsetagen“, sagt Rose. Es sei denn, man ist schon ganz oben angekommen. „Dann kann man sich wieder Extravaganz leisten – aber das auch nicht in jeder Branche“, sagt Mayer.