DAB+ trägt es schon im Namen: Das neue digitale Radio soll ein Plus zum bisherigen Hörfunk bieten. Doch nicht jedes Gerät ist dafür gerüstet.
Berlin/München. Noch empfangen die meisten Radios in Deutschland nur UKW und Mittelwelle. Doch das soll sich mit dem neuen, im Sommer 2011 eingeführten Übertragungsstandard DAB+ ändern. Er bringt erstmals ein bundesweit einheitliches Angebot von derzeit 13 Sendern. Dazu kommt ein wachsendes Angebot digitaler Programme in den Ländern. Nach GfK-Zahlen gibt es bereits rund 140 DAB+-Geräte am Markt. Wer Wert auf Multimedia legt, muss aber genau hinschauen.
„Zunächst sollte man sichergehen, dass das Gerät nicht nur das klassische DAB empfängt“, rät Ulrich Wienforth vom Magazin „Stereo“. Manche Händler würden Radios, die nur den gescheiterten Vorgängerstandard DAB empfangen können, fälschlicherweise als Geräte für DAB+ anbieten. Zudem sollte man sich vor dem Kauf informieren, ob DAB+ in der Heimatregion schon verfügbar ist, rät Peter Knaak von der Stiftung Warentest. „DAB+ ist vom Empfangsgebiet noch ein ziemlicher Flickenteppich.“ Kunden können den Händler bitten, das Gerät einen Tag ausprobieren zu dürfen – dort, wo es meist stehen soll. „Man muss einfach sicher gehen, dass der Empfang ausreicht“, sagt Knaak.
Für den Sommer plant der DAB+-Sendenetzbetreiber Media Broadcast, 18 neue Senderstandorte einzurichten. Dann soll rund die Hälfte der Deutschen Zugang zum Digitalradio haben. Das Programmangebot fällt von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich aus: Während zum Beispiel in Bayern derzeit 43 Programme zur Verfügung stehen, sind es in Schleswig-Holstein nur 21. „Digitalradio ist die Zukunft“, sagt dennoch Alexander Erk vom Institut für Rundfunktechnik (IRT) in München. Der Spielraum für die Frequenz-Vergabe sei bei UKW weitgehend ausgereizt. Es ist denkbar, dass der analoge Empfang in einigen Jahren ganz abgeschaltet wird – so wie es beim Antennen- und Satellitenfernsehen schon geschehen ist.
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Aber noch sollte man darauf achten, dass das neue Gerät noch UKW empfangen kann, rät Warentester Knaak. „Man ist auf die bisherigen Sender angewiesen.“ Gerade in Häusern mit dicken Wänden sei der Empfang von DAB+ zuweilen schwierig. Daher sei eine gute Antenne am Gerät hilfreich.
„Im Stadtkern von Großstädten tut es vielleicht auch eine lose Wurfantenne“, sagt Ulrich Wienforth. „Ansonsten sollte man eine Stab- oder Teleskopantenne haben.“ Um die Antenne optimal ausrichten zu können, sei ein Gerät mit externer Antenne oder zumindest einem Anschluss für selbige zu empfehlen.
Als besonders wichtigen Bestandteil eines Digitalradios wertet Rundfunkexperte Erk das Display. „Beim digitalen Radio wird nicht nur das Hörfunkprogramm gesendet, sondern auch viele multimediale Inhalte.“ Zusätzlich zum selten genutzten UKW-Radiotext, der nur Interpret und Titel bietet, kann der Zuhörer über DAB+ eine elektronische Programmvorschau, Meldungen, Fußballtabellen oder den Wetterdienst empfangen. Um diese entspannt lesen zu können, sollte die Anzeige mehrzeilig sein, rät Erk. Sonst muss man andauernd scrollen. Ein interessanter Zusatzdienst sei die sogenannte Slideshow, bei der parallel zum Ton Bilder übertragen werden. Die können aber nur teure Geräte mit grafikfähigem LCD-Display anzeigen.
„Wer aber einfach nur einen Wecker mit Musik fürs Schlafzimmer haben will, braucht keine hochauflösende Grafik“, schränkt Wienforth ein. Schlichte Radiowecker, Küchenradios und transportable Geräte mit Batteriefach gibt es bereits ab 60 Euro und sogar im Retrolook. Wer den Klang einfacherer Geräte verbessern möchte, sollte auf einen Ausgang für Kopfhörer oder externe Boxen achten, rät Warentester Knaak. „Damit kann man viel auffangen.“
Für verwöhntere Ohren gibt es ab rund 160 Euro akustisch ausgefeiltere Geräte. „Damit sie gut klingen, sollten sie einen Zwei-Wege-Lautsprecher für Höhen und Tiefen haben“, erklärt Wienforth. Kleine Anlagen mit DAB+, Grafik-Touchscreen und Dockingstation für MP3-Player gibt es ab etwa 250 Euro. Auch Kompaktanlagen, Receiver und Autoradios mit DAB+ sind zu haben.
Im Gegensatz zu UKW müssen die Sender bei DAB+ nicht manuell mit Frequenzen gesucht werden, sie haben einen festen Kanal und werden bei einem automatischen Suchlauf auf die Speicherplätze gelegt. „Wie beim Fernseher“, erklärt Wienforth. Wer häufig zwischen Sendern wechselt, sollte daher ein Radio mit vielen Speicherplätzen wählen. „30 sollten es dann schon sein.“
Wer Musik liebt und auch alternative Sender ausprobieren möchte, sollte die Vielfalt der unzähligen Internet-Radiostationen nutzen und darauf achten, dass das neue Digitalradio gleichzeitig auch ein Internetradio ist. „Über WiFi oder ein LAN-Kabel kann man so Sender aus dem Netz hören“, erläutert Erk. Wer DAB+ vielleicht einfach erst einmal ausprobieren möchte, findet im Handel für rund 20 Euro USB-Sticks, die man an den Rechner anschließen kann.