Hamburg. Warum gehen so viele Menschen fremd? Ein Experte spricht über Persönlichkeitsmerkmale, die einen großen Einfluss auf Untreue haben.
Untreue in Beziehungen kann zu einem tiefen Vertrauensbruch führen, der oft das Ende einer Partnerschaft bedeutet. In Deutschland ist jeder Fünfte schon einmal fremdgegangen, wie eine repräsentative „Parship“-Studie zeigt – ein Zeichen dafür, dass es kein seltenes Phänomen ist. Doch was bewegt Menschen dazu, untreu zu sein? Ein Diplom-Psychologe ging der Frage auf den Grund und hat drei Eigenschaften identifiziert, die das Risiko für einen Seitensprung erhöhen können.
Psychologe enthüllt Ursachen fürs Fremdgehen: Sexsucht könnte zu Untreue führen
Laut Rüdiger Wacker, Duisburger Psychologe und Paartherapeut, könnte Sexsucht, in der Medizin auch als Hypersexualität bezeichnet, einer der Gründe für ein häufiges Fremdgehen sein.
Es handele sich dabei um eine Störung, bei der die Betroffenen die Kontrolle über ihr Sexualverhalten verlieren: „Sexsucht ist eine Störung, die durch eine übermäßige Beschäftigung mit sexuellen Gedanken, Impulsen oder Verhaltensweisen gekennzeichnet ist, die sich negativ auf verschiedene Lebensbereiche auswirkt“, so Wacker. Der Paartherapeut betont gleichzeitig, dass Hypersexualität zwar ein Risikofaktor sei, jedoch nicht automatisch zur Untreue führe.
Beziehungen und Untreue: Zusammenhang zwischen Narzissmus und Fremdgehen
In einer Studie aus dem Jahr 2024 hat ein Forscherteam untersucht, ob Fremdgehen mit narzisstischen Verhaltensweisen im Zusammenhang steht. Über einen Zeitraum von vier Jahren beobachteten Wissenschaftler frisch verheiratete Paare und konnten dabei feststellen, dass Narzissmus signifikant zur Wahrscheinlichkeit eines Seitensprunges beitragen kann.
„Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung haben per Definition ein geringes Einfühlungsvermögen und ein geringes Selbstwertgefühl, was ihnen aber in der Regel nicht bewusst ist. Im Gegenteil, die eigene Person wird sozusagen als „Schokoladenkeks unter allen anderen Keksen“ gesehen“, erklärt Wacker. „Beide Aspekte begünstigen Grenzüberschreitungen: Das mangelnde Mitgefühl berücksichtigt nicht die Verletzungen, die man anderen damit zufügt, und das geringe Selbstwertgefühl braucht ständig neue Nahrung, um sich zu beweisen, dass man großartig ist – zum Beispiel durch eine Affäre“.
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Seitensprünge in der Beziehung: Angst vor Nähe – ein Nährboden für Untreue
Auch bei Menschen mit Bindungsängsten, die sich vor zu viel Nähe in Beziehungen fürchten und sich häufig nicht liebenswert fühlen, könnte das Fremdgeh-Risiko groß sein. „Die Angst vor Nähe und Verbindlichkeit kann manche Bindungsphobiker dazu verleiten, Distanz durch Untreue zu schaffen oder Beziehungen zu sabotieren, bevor sie zu eng werden“, erklärt der Paartherapeut. Oft gehe mit einem unsicheren Bindungsstil ein geringes Selbstwertgefühl einher. In solchen Fällen könnten Affären als ein Versuch dienen, Minderwertigkeitsgefühle zu kompensieren.
Der Diplom-Psychologe weist darauf hin, dass ein starkes Selbstwertgefühl häufig mit einem übertriebenen Selbstbild verwechselt werde: „Sowohl die Person selbst als auch die Außenwelt können sich hier täuschen.“ Ein echtes Selbstwertgefühl erkenne man daran, dass es weder überhöht noch egozentrisch ist.
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