Hamburg. Beziehungen können sich im Laufe der Zeit verändern – das ist ganz normal. Doch was kann man tun, wenn die Gefühle nachlassen?
Oft werden Partnerschaften durch verschiedene Faktoren auf die Probe gestellt und durchlaufen sowohl Höhen als auch Tiefen, was nicht unbedingt ein Grund zur Sorge sein muss. Wenn jedoch Gefühle in einer Beziehung nach und nach verblassen, kann dies langfristig zu einer Trennung führen. Eine Beziehungscoachin erklärt, was Paare unternehmen können, um die gegenseitige Liebe zu bewahren.
Beziehungsexpertin: Daran merken Sie, dass die Gefühle nachlassen
Keine Lust mehr auf Intimität: Beziehungsexpertin Nina Deißler, die sich selbst als Expertin für Partnerschaftspotenzial-Entfaltung bezeichnet, warnt: „Wenn man aber über Wochen und Monate keine Lust mehr aufeinander hat – nicht einmal zum Kuscheln – kann das ein Warnzeichen für ein drohendes Beziehungs-Aus sein.“ Phasen, mit weniger Sex, seien dagegen völlig normal.
Fehlende Kommunikation: Die täglichen Themen drehen sich nur noch um die zu erledigenden Aufgaben und es geht eigentlich immer nur um alles andere als die eigene Beziehung? Das könnte ein Warnsignal sein. „Wenn Paare sich nicht mehr über ihre Gedanken und Gefühle austauschen, ist das ein deutliches Zeichen für emotionale Distanz“, so Deißler.
Streitigkeiten: Wenn Konflikte wie ein Bumerang wiederkehren, könnte es ein weiteres Anzeichen für eine unglückliche Beziehung sein, denn „sie zeigen entweder, dass zumindest auf einer Seite der Wille zur Lösung fehlt, oder dass es tatsächlich Dinge gibt, über die man sich nicht einigen kann“, erklärt die Expertin. Selbst in kleineren Streitereien kann sich ein Liebesverlust zeigen: „Mangelnde Wertschätzung, fehlende Unterstützung oder auch lustig gemeinte Blamagen des Partners vor anderen – all das sind Anzeichen dafür, dass etwas im Argen liegt.“
Wenn positive Gefühle zur Mangelware werden: Positive und negative Gefühle sollten im besten Fall im Gleichgewicht bleiben. John Gottmann, bekannter Beziehungspsychologe und Autor, spricht von einem idealen Verhältnis, in dem auf ein negatives Gefühl fünf positive kommen. Gerät dieses Verhältnis ins Wanken und überwiegen die negativen Interaktionen, kann dies auf ein Schwinden der Liebe hinweisen.
Beziehungsexpertin erklärt: Warum schwinden die Gefühle?
Hier ist es wichtig, zwischen Verliebtheit und Liebe zu unterscheiden. „Verliebtheit ist ein vorübergehendes Hochgefühl, das entsteht, weil wir den Partner idealisieren, nur seine positiven Seiten sehen und ihn meist auch sexuell anziehend finden“, so Deißler. Wenn Paare langfristig füreinander da sind und sich so akzeptieren wie sie sind, mit all ihren Stärken und Schwächen, kann man von Liebe sprechen.
Warum Gefühle im Laufe der Zeit schwinden, kann diverse Gründe haben. Nicht selten haben Menschen keine realistischen Vorstellungen davon, wie Liebe funktioniert. „Zwei Menschen beginnen eine Partnerschaft in der Annahme, dass die Liebe und die sexuelle Anziehungskraft von selbst anhalten. Lässt sie nach, glauben sie, den falschen Partner gewählt zu haben.“, erklärt die Beziehungsexpertin.
- Beziehung: Therapeutenpaar packt aus: Das hilft uns bei Problemen
- Beziehungsprobleme: Paartherapie nötig? Expertin erklärt, wann Paare Hilfe brauchen
- Emotionen: Partner zeigt keine Gefühle? Was dahinter steckt
- Gefühlswelt: Das sind die Anzeichen für Eifersucht bei Männern
- Nach Trennung: Liebeskummer überwinden – Diese Frage sollten Sie sich stellen
Gefühlsveränderungen: Ein normaler Teil jeder Beziehung? Expertin spricht Klartext
Der Gefühlsrausch am Anfang jeder Beziehung lässt im Laufe der Zeit schnell wieder nach. „Das ist ganz normal und auch gut so“, sagt die Autorin Deißler. In der Verliebtheitsphase produziere das Gehirn große Mengen von Dopamin, das uns glücklich und euphorisch macht. Gleichzeitig nehme Serotonin, das unsere Bedürfnisse im Gleichgewicht hält, deutlich ab. Ist die Anfangsphase der Beziehung vorbei, so verändern sich auch die Mengen der beiden Botenstoffe im Körper – damit auch die Gefühle, so Deißler.
Wie bei vielen Beziehungsfragen ist offene Kommunikation oft der Schlüssel zum Erfolg. Die Expertin rät dazu, „eine Atmosphäre und Kommunikationskultur zu schaffen, die wertschätzend ist, sodass man sich auf Augenhöhe austauschen und Lösungen finden kann – statt in der verletzten, kindlichen Haltung zu verharren.“
Auch interessant
Zudem könnte es hilfreich sein, seine Wünsche und Anregungen in der „Ich-Form“ zu formulieren und in einem offenen Gespräch mit dem Partner zu teilen. Für einen konstruktiven Austausch sei laut der Beziehungsexpertin wichtig, sich vorher Gedanken über die Beziehung zu machen. Auf diese Weise könne man besser nachvollziehen, warum sich die Gefühle verändert haben. Deißler nennt einige Fragen, die sich die Betroffenen stellen könnten:
- Was hat sich in unserer Partnerschaft verändert?
- An welcher Stelle habe ich meine Liebe verloren?
- Was fehlt mir? Was brauche ich, um wieder mehr Liebe zu empfinden?
- Welche Bedürfnisse werden noch erfüllt?
- Welche Stärken und positiven Seiten hat mein Partner?
- Wo gibt es noch Gemeinsamkeiten zwischen ihm und mir?
Auch interessant
Gefühle verschwunden: Wie kann man die Beziehung noch retten?
In dem Buch „Why Marriages Succeed or Fail“ (Warum Ehen gelingen oder scheitern) von John Gottman gibt der Autor Tipps, wie man seine Beziehung noch retten kann, bevor die Liebe komplett verschwunden ist.
- Interesse zeigen: Zeigen Sie Ihrem Partner Interesse und hören Sie ihm aufmerksam zu. Häufig kann schon ein leichtes Nicken und Augenkontakt signalisieren, dass Sie aktiv zuhören und ihren Partner ernst nehmen.
- Wertschätzung: Gedanken können unsere Emotionen und Wahrnehmung stark beeinflussen. Konzentrieren wir uns auf die positiven Aspekte unserer Beziehung, sehen wir möglicherweise auch unseren Partner in einem besseren Licht. In dem wir bewusst die schönen Momente hervorheben, tragen wir dazu bei, die Beziehung zu stärken.
- Zuneigung: Hier zählt auch schon eine kleine Geste wie ein kleiner Kuss oder eine Umarmung zwischendurch.