Berlin. Viele Matches, aber kein Treffer? Zwei Experten nennen typische Fallstricke für Singles beim Online-Dating und zeigen Auswege auf.
Nur sieben Prozent der Bedeutung einer Aussage werden durch Worte vermittelt, 38 Prozent hingegen durch den Tonfall und 55 Prozent durch die Körpersprache: Diese Theorie hat der Psychologe Albert Mehrabian in seinem Buch „Silent Messages“ aufgestellt. Übertragen auf die digitale Welt bedeutet dies: In den Textnachrichten, auf die wir uns in Dating-Apps verlassen, kommt nur ein Bruchteil dessen an, was das Gegenüber eigentlich sagen will.
Dennoch kann die Kommunikation der Schlüssel zum Dating-Erfolg sein, wenn einige grundlegende Fehler vermieden werden, wie eine Dating-Expertin und ein Diplom-Psychologe erklären.
Fehler Nummer 1: Beschönigte Profilangaben
Auf Dating-Plattformen wird viel Zeit investiert, um ein attraktives Profil zu erstellen, doch oft entsprechen die Angaben nicht der Realität. Viele neigen dazu, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, indem sie beispielsweise Interessen angeben, die nicht wirklich zutreffen, falsche Angaben zu Statusmerkmalen oder Körpergröße machen oder veraltete Fotos verwenden. Der Berliner Diplom-Psychologe Thomas Abel hat das Phänomen beobachtet und erklärt: „Menschen zeigen im Internet häufig ihr ‚ideales Selbst‘, ein Fantasiebild davon, wie sie gerne wären“. Diese Selbstinszenierung entstehe, weil die Nutzer wüssten, dass ihr Profil in Sekundenschnelle bewertet werde.
Doch diese Verschönerungen führen spätestens beim ersten realen Treffen zu Enttäuschungen. Abel rät daher, sich authentisch zu zeigen, mit allen Stärken und Schwächen. Wichtige Lebensumstände, wie etwa Kinder oder eine Behinderung, sollten ebenfalls ehrlich im Profil angegeben werden, um Missverständnisse zu vermeiden.
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Fehler Nummer 2: Unklare Absichten
Neben den klassischen Angaben wie Alter, Größe oder Wohnort bieten Dating-Apps ihren Nutzern auch die Möglichkeit, ihre Absichten klar zu formulieren: Sucht man nur Freunde, eine lockere Bekanntschaft, Sex oder eine feste Beziehung? Julia Kabitzsch, Diplom-Psychologin, Dating-Expertin und Bestsellerautorin, betont jedoch, dass es auch andere Motivationen gibt: Einige würden die Apps beispielsweise nutzen, um flüchtige Kontakte zu knüpfen, Einsamkeit zu überwinden oder ihr Selbstwertgefühl zu steigern.
Diese unterschiedlichen Motivationen, so Kabitzsch, würden zusätzlich durch die jeweilige Grundhaltung und die Umstände, unter denen die Apps genutzt werden, beeinflusst. Hinzu kämen unterschiedliche Vorstellungen darüber, wann und wie man seine Absichten kommunizieren solle. Dies führe oft zu Missverständnissen und enttäuschenden Erfahrungen wie Ghosting – dem abrupten Kontaktabbruch auch nach intensivem Kontakt – oder Gesprächen, die zu früh sexuell werden.
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„Die Herausforderung bei der Kommunikation über Dating-Apps besteht darin, dass wesentliche Aspekte der menschlichen Interaktion wie Mimik und Gestik fehlen – sie können höchstens durch Emojis ersetzt werden“, erklärt Kabitzsch. Das macht es noch schwieriger, die wahren Absichten und Gefühle des Gegenübers richtig zu interpretieren.
Um fair zu bleiben, rät die Dating-Expertin den Nutzern, in ihrem Profil transparent zu machen, warum sie die Dating-App nutzen. Über Filteroptionen könne man dann festlegen, dass nur Nutzer angezeigt werden, die auch an einer festen Beziehung interessiert sind; oder eben nur diejenigen, die auch auf der Suche nach einem Abenteuer sind. „Kommunikation und Ehrlichkeit sind das A und O“, fasst Kabitzsch zusammen.
Fehler Nr. 3: Überstürztes Kennenlernen und überzogene Erwartungen
Wenn das erste Treffen im realen Leben ansteht, verspüren viele Menschen einen großen Überzeugungsdruck oder haben Angst, keinen Gesprächsstoff zu finden oder enttäuscht zu werden. Die Dating-Expertin Julia Kabitzsch empfiehlt, vor dem persönlichen Treffen den schriftlichen Kontakt zu pflegen: „Beim Schreiben kann man sich emotional schneller öffnen, als wenn man sich direkt gegenübersitzt. Man fühlt sich anonymer, sicherer, muss nicht sofort reagieren und hat Zeit, über seine Worte nachzudenken.
Thomas Abel warnt zudem vor überhöhten Erwartungen beim ersten Treffen. Er rät, sich in Ruhe kennenzulernen und schlägt einen Trick aus der Psychologie vor, ein sogenanntes drittes Objekt als Ausgangspunkt für ein Gespräch zu wählen. „Wenn man sich über gemeinsame Hobbys oder Aktivitäten wie eine Reise kennenlernt, hat man die Möglichkeit, sich ohne den Druck einer möglichen Liebesbeziehung langsam besser kennenzulernen“, erklärt Abel.
Eine Studie der Universität Texas stützt diese Ansicht: Die Forscher Paul W. Eastwick und Lucy L. Hunt untersuchten 167 Paare und analysierten, wie lange sich die Partner bereits kannten, ob sie vor ihrer Beziehung Freunde waren und wie sie die körperliche Attraktivität des jeweils anderen einschätzten. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die meisten Menschen nicht auf den ersten Blick verlieben. Stattdessen entwickeln sich Gefühle häufig schrittweise, oft über Freundschaften hinweg, bis schließlich der entscheidende Funke überspringt.
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