Berlin. Das Internet ist voller Betrüger, vor denen Sie sich in Acht nehmen sollten. Caroline Labusch erklärt, wie Sie sich effektiv schützen.

  • Betrüger lauern heutzutage oft im Internet, aber auch der klassische Schockanruf ist wirksam
  • Caroline Labusch hat sich intensiv mit verschiedenen Betrugsmaschen auseinandergesetzt und weiß, was dagegen hilft
  • Im Interview berichtet sie über ihre Erfahrungen und gibt hilfreiche Tipps

Caroline Labusch weiß, wie Betrüger ticken. Die Autorin hat es sich zur Aufgabe gemacht, die professionellen Scharlatane hereinzulegen, die uns das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Seit 2021 dokumentiert sie ihre Arbeit im ARD-Podcast „Caro ermittelt“ und hat dabei schon Telefonbetrüger und Versender von Spam-Mails an der Nase herumgeführt. Am 14. August erscheint das Buch zum Podcast.

Caroline Labusch kennt sich mit Betrügern aller Art aus

Frau Labusch, sind Sie schon einmal auf einen Betrüger hereingefallen?

Caroline Labusch: Ehrlich gesagt falle ich mindestens zweimal jährlich auf Amazon Prime rein. Die mich mit günstigen Angeboten und kostenlosem Versand immer wieder hereinlocken, obwohl ich immer denke, ich brauche das eigentlich gar nicht. Von Online-Betrügern im strafrechtlichen Sinne, wie ich sie auch in meinem Buch jage, habe ich mich bei Gewinnspielen oder ähnlichem auch schon locken lassen, bin aber noch nie wirklich darauf hereingefallen.

Caro ermittelt von Caroline Labusch
„Caro ermittelt“ von Caroline Labusch erscheint am 14. August 2024 im Penguin Random House Verlag. © Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Muenchen | Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Muenchen

Mit abgebrochener Detektivausbildung zur Hobbyermittlerin

Wie sind Sie denn dann dazu gekommen, öffentlichkeitswirksam Online-Betrüger zu jagen?

Labusch: Weil, ich – wie viele Menschen auf der ganzen Welt – tagtäglich mit Betrugsversuchen konfrontiert werde. Und für mich ist es fast zum Hobby geworden, dass ich versuche, mich in die Betrüger hineinzudenken. Ich frage mich, was die von mir wollen und entwerfe die ideale Person, die darauf hereinfallen könnte. Den Betreibern einer angeblichen Finanzplattform habe ich zum Beispiel ein Rentner-Ehepaar vorgespielt, mit Schwarzgeld auf der hohen Kante und die Haushälterin, Frau Balusch, hilft mit der Technik.

Für Ihre Ermittlungen haben Sie ja auch einen fachlichen Hintergrund, Sie haben mal eine Detektivausbildung angefangen.

Labusch: Ich hatte mal diesen irren Plan, auf eine Detektivschule zu gehen. Das ist eine Sicherheitsakademie in Berlin, wo man als Personenschützer ausgebildet werden kann oder eben als Privatermittlerin. Ich hab das nach ein paar Monaten abgebrochen, aber ein bisschen was habe ich gelernt. Zum Beispiel rechtliche Grundlagen für meine Ermittlungen. Außerdem habe ich zwei echte Detektive kennengelernt, bei denen ich dann auch eine Art Praktikum machen konnte.

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Caroline Labusch: So schaffe ich es, mich vor Betrug zu schützen

Sie gehen mit dem Thema Online-Betrug in Ihrem Buch ja sehr humorvoll um. Dabei kommen die Täter ja meist davon, selbst wenn der Betrug vereitelt wurde. Ist das nicht eine tragische Erkenntnis?

Labusch: In meinem Buch beschreibe ich Fälle, bei denen es Konsequenzen für den Täter oder die Täterin gab. Allerdings ist es tatsächlich so, dass die strafrechtliche Verfolgung extrem schwierig ist, wenn die ihre Fäden außerhalb Europas ziehen. Also, selbst wenn man alle Beweise hat und sogar weiß, wer genau das Geld abgebucht hat, wird man das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zurückkriegen.

Es gibt aber trotzdem eine Möglichkeit sich zu schützen, und zwar in dem man sich selbst wappnet. Ich bin großer Fan von Polizei, Staatsanwaltschaft und unserem Rechtssystem, das uns hilft in Sicherheit zu leben. Aber man kann ja auch selbst was dafür tun. Wie schaffe ich es also, mich vor Betrug zu schützen? Indem ich mich selbst kenne und beobachte. So kann ich herausfinden, welches Einfallstor Betrüger bei mir nutzen könnten.

Welche Einfallstore bieten wir potenziellen Betrügern?

Labusch: Das kann die Sehnsucht nach Reichtum oder Schönheit oder Liebe sein. Im Prinzip gilt hier das Gleiche, wie bei Angeboten aus der Werbung. Die greifen immer dann am meisten, wenn sie irgendetwas bedienen, was ich mir gerade wünsche. Wenn ich mich also gut kenne und mir meiner Träume und Sehnsüchte und teilweise auch der Unmöglichkeit der Befriedigung dieser Sehnsüchte bewusst bin, dann kommen Betrüger viel schwerer an mich ran.

Ein zweiter Aspekt ist die Peinlichkeit. Die kommt ins Spiel, wenn es um Träume und Sehnsüchte geht, über die wir glauben, mit niemandem sprechen zu können. Viele Betrügerinnen und Betrüger versuchen ihr Opfer zu isolieren und stellen dann eine Nähe mit ihm her. Nach der kann das Opfer sogar ein bisschen süchtig werden, wenn es dann jemanden hat, mit dem es über all diese Dinge reden und vielleicht sogar in Ansätzen erleben kann. Und in dem Moment, wo Menschen nach außen treten und es ihren Freunden oder Vertrauten erzählen, sind sie ganz schnell raus aus dieser Situation.

Caroline Labusch, Autorin und Hobbyermittlerin

„Wenn ich mich gut kenne und mir meiner Träume und Sehnsüchte und teilweise auch der Unmöglichkeit der Befriedigung dieser Sehnsüchte bewusst bin, dann kommen Betrüger viel schwerer an mich ran. “

Caroline Labusch
Autorin

Love Scamming: Wenn Betrüger mit dem Herzen ihrer Opfer spielen

Betrüger, die über Datingportale nach Opfern suchen, nennt man Love Scammer. Wie kann diese erkennen?

Labusch: Das kann man schwer generalisieren. Es gibt aber schon Anhaltspunkte, die darauf hinweisen können, da hilft der eigene Realismus. Wenn ich meinen Marktwert kenne und beim Flirten bisher eher durchschnittlich erfolgreich war, dann sollte ich mich schon fragen, ob es sein kann, dass sich jetzt wirklich ein wunderschöner, durchtrainierter Superman mit Geld und Manieren per Datingapp in mich verliebt hat. Manchmal gibt es aber auch klare Hinweise, zum Beispiel wenn jemand behauptet Amerikaner zu sein, aber sehr schlechtes Englisch spricht. Ein weiteres Alarmsignal ist es, wenn jemand von sich behauptet, in finanzieller Not zu sein. Wenn ich in Geldnot bin, frage ich ja auch im Freundeskreis und in der Familie und nicht mein Tinderdate.

In Ihrem Buch behandeln Sie neben dem Love Scamming auch viele andere Betrugsformen, wie den Schockanruf. Haben Sie eine Lieblingsbetrugsmasche?

Labusch: Ich mag die unbeholfenen Betrugsversuche, wie diese E-Mails, mit einem schlecht gefälschten Absender, die einem einfach so ohne große Begründung bedingungslos Geld versprechen. Das finde ich total süß. Die versuchen es halt mal, aber die machen die Leute nicht fertig.

Opfer von Online-Betrug geworden? Kein Grund, sich zu schämen

Wie kann man damit umgehen, wenn man Opfer eines Betrugs wurde?

Labusch: Sofort an Polizei und Verbraucherzentrale wenden und alles Material weiterleiten. Da muss man sich auch nicht für schämen, das ist den klügsten Menschen schon passiert.

Gab es einen Fall, der Ihnen besonders nahe gegangen ist?

Labusch: Als ich mal einem Betrüger in einem Video-Live-Chat gegenübersaß, das war mir eigentlich zu krass. Vorher war das ein Spaß. Sich gegenseitig Streiche spielen: Wer hat die besseren Ideen, der Betrüger oder ich in meiner vorgetäuschten Rolle? Und dann sitzt der da und es gibt den in echt und er braucht Geld. Der hat eine Wohnung, einen Klarnamen, ein Facebookprofil und – wie ich dann herausgefunden habe – massive Probleme. Da habe ich mich plötzlich total schlecht gefühlt, dass ich mit dem spiele.

Andererseits ist es auch wirklich hart, Opfer einer Straftat zu werden, auch einer versuchten Straftat. Ich hab mit einem Schockanruf-Opfer gesprochen. Das war ein erwachsener Mann, der hatte gerade seine Frau verloren und war davon so geschwächt, dass man ihn total leicht aus der Bahn werfen konnte. Ihm wurde dann erzählt, dass seine erwachsene Tochter ein Kind totgefahren hat. Am Ende hat die Abzocke zwar nicht funktioniert, die Lüge flog auf, aber er ist ja trotzdem traumatisiert. Weil das Erlebnis, so eine schlimme Botschaft überbracht zu bekommen, ist ja real.