Im Élysee-Palast ist die Stimmung so mies, dass nicht einmal das Telefon gut aufgelegt ist. Für den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy kommt es momentan ja auch wirklich knüppeldick. Erst streiken die Verkehrsbetriebe, dann streikt die Ehefrau. Was aber nichts mit dem französischen Verkehr zu tun hat. Das eine ist öffentlich, das andere privat. Sarkozys Ehe ist futsch. Angeblich. Aber das ist auch irgendwie öffentlich. Schließlich hat Super-Sarko keine Gelegenheit ausgelassen, sich selbst zu inszenieren: als Cowboy auf dem Pferd, athletisch im Kanu, und wann immer es ihm nützte, schob er seine Frau Cecilia ins Rampenlicht. Und nun ist sie weg. Die Ehefrau. Das präsidiale Speckröllchen des Kanufahrers wurde bekanntlich nur wegretuschiert.
Die "Première dame", die bereits durch eine ausgeprägte Basisbockigkeit auffiel, hat jetzt Nägel mit Köpfen gemacht. Sie hat den gallischen Hahn gehörnt, sozusagen. Trennung. Die Aussicht, künftig nur noch in dezenter unambitionierter Zurückhaltung karitativ tätig zu sein, muss Cecilia mächtig erschreckt haben. Der Widerspenstigen Lähmung? Wie gut, dass die Ehe da die einzige lebenslängliche Verurteilung ist, bei der man durch schlechte Führung begnadigt werden kann.
Der traditionellen Rollenverteilung im Élysee-Palast entspricht dieser Fall jedoch nicht. Meistens hat der Amtsinhaber, der XY-Chromosomenträger also, den Casanova gegeben. Madame Mitterrand hat dazu eisern geschwiegen. Und Bernadette Chirac hat ihren Mann ermahnt, dass Napoleons Niedergang mit der Trennung von Josephine begonnen hat. Schon 1899 wurde Präsident Felix Faure tot im "Blauen Salon" aufgefunden - in den Armen einer Mätresse. Ihr Name wurde offiziell nie preisgegeben.
Mit Cecilia hat die Grande Nation nun einen neuen Skandal. Und was haben wir? Eva Herman (o. k., nicht schon wieder). Lafontaines Gattin Christa Müller, die auch als so eine Art Gegenentwurf zu Cecilia Sarkozy Frauen zurück an den Herd ruft: "Die Wohnung muss sauber sein, die Frau muss gepflegt sein." Oskar, du hast es besser!
Bei den Sarkozys bestätigt sich am Ende, dass Frauen nach 100 Millisekunden entscheiden, ob ihnen ein Mann zusagt. Nach zwei Minuten, ob ihnen der Körper gefällt. Nach vier Minuten, ob er als Liebhaber infrage kommt. Und nach elf Jahren, ob sie lieber das Haus oder die Kinder behalten.