Frankfurt/Main. Über vier Prozent Zuwachs. 20 Millionen Rentner erhalten mehr als 50 Euro plus im Monat. Doch die Rentenerhöhung hat einen Haken.
Seit Jahren steigen die gesetzlichen Renten in Deutschland nur recht mager. Das hängt mit politischen Vorgaben zusammen und der Rentengarantie, die die Bundesregierung vor der Bundestagswahl 2009 gegeben hat. Was damals versprochen wurde – dass die Renten nie sinken dürfen –, das müssen die Rentner über Jahre finanzieren. Denn die Zuwächse für 20 Millionen Rentner sind zuletzt magerer ausgefallen, als eigentlich möglich gewesen wäre. Das hat offenbar ein Ende – und dafür sind die nach wie vor gute Konjunktur und die gestiegenen Löhne verantwortlich.
Wie die "Frankfurter Rundschau" jetzt berichtet, dürfte die Rente im kommenden Jahr rekordverdächtig steigen. Es wird zum 1. Juli 2016 die kräftigste Rentenerhöhung seit über 20 Jahren erwratet. Wegen der guten Wirtschaftslage und eines statistischen Sondereffekts gehen die Experten der Deutschen Rentenversicherung und des Arbeitsministeriums von Andrea Nahles (SPD) von einer Anhebung um vier bis fünf Prozent aus, so die „Frankfurter Rundschau“.
Schon im Juni hatte der Vertreter der Arbeitgeber im Bundesvorstand der Rentenversicherung, Alexander Gunkel, der Deutschen Presse-Agentur gesagt, eine Erhöhung um vier Prozent sei durchaus möglich. Ein Hauptgrund: Aufgrund von EU-Vorgaben wurde für 2015 eine zentrale Rechengröße, das Niveau der Durchschnittslöhne, niedriger ausgewiesen. Dieser Statistikeffekt wird wieder ausgeglichen.
Was man zur Rentenerhöhung wissen muss
Beschlossen wird die zum 1. Juli 2016 anstehende Rentenerhöhung im kommenden Frühjahr. Ende Oktober legen Rentenkassen und Regierung eine Hochrechnung vor. Die aktuellen Indikatoren weisen eindeutig nach oben. Nach aktuellem Stand könne es ein Plus der Altersbezüge um 4,35 Prozent im Westen und um 5,03 Prozent im Osten geben. Ein West-Ruheständler mit einer Brutto-Standardrente (45 Beitragsjahre jeweils das Durchschnittsgehalt) von 1314 Euro käme somit auf einen Zuschlag von rund 57 Euro im Monat. Derart kräftige Anhebungen hatte es zuletzt 1993 gegeben.
Wegen höherer Löhne war die Rente zum 1. Juli in den alten Ländern um 2,1 und in den neuen um 2,5 Prozent angestiegen. Die Rücklage (Rentenreserve) sank von Juli bis August von 32,6 auf 31,8 Milliarden Euro. Dafür sorgen unter anderem die Ausgaben für die Rente mit 63 und die Mütterrente. Beides wird, anders als eigentlich nötig, nicht aus Steuergeldern, sondern aus der Rentenreserve finanziert. Die alternde Gesellschaft schlägt absehbar immer schneller auf die Rente durch. Die Rentenreserven werden sich laut offiziellen Schätzungen in den kommenden Jahren kontinuierlich verringern.
Hintergrund: Die gesetzliche Rente in Deutschland
Die Altersbezüge der Rentnerinnen mit Kindern sind durch die 2014 eingeführte Mütterrente laut „Bild“-Zeitung erheblich gestiegen. Mütter erhielten dadurch je nach Anzahl der Kinder bis 152 Euro mehr Altersrente als ein Jahr zuvor. Und solange diese Zusatzleistungen aus den Reserven gezahlt werden, schmilzt die Kasse weiter zusammen.