Berlin . Vorsitzende der Linken schlagen Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch als Doppelspitze für Fraktion im Bundestag vor. Wahl im Oktober.
Die Vorsitzenden der Linkspartei haben Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch als Nachfolger des scheidenden Bundestagsfraktionsvorsitzenden Gregor Gysi vorgeschlagen. Die beiden bisherigen Stellvertreter Gysis wurden am Montag in einer Sitzung des geschäftsführenden Parteivorstands von Katja Kipping und Bernd Riexinger nominiert.
Die Wahl der neuen Fraktionsspitze findet am 13. Oktober statt. Gysi hatte vor einer Woche erklärt, dass er nach zehn Jahren an der Fraktionsspitze nicht wieder kandidieren will. Wagenknecht ist die Wortführerin des linken Parteiflügels. Bartsch ist der prominenteste Vertreter des gemäßigten Reformerflügels.
Lange Zeit konnten sich beide nicht leiden. Inzwischen wird der Wortführerin der Parteilinken und dem Hoffnungsträger der ostdeutschen Reformer ein ganz pragmatisches Verhältnis zueinander nachgesagt. Die wichtigsten Fakten zu beiden Kandidaten im Überblick:
Sahra Wagenknecht – begnadete Rednerin mit dem Ruf einer Stalinistin
Die 45-jährige Fraktionsvize, geboren in Jena, ist bei der Linken unbestritten das größte politische Talent in der Generation nach Gysi. Lange war sie Wortführerin der Parteigruppierung „Kommunistische Plattform“, ließ ihre Mitgliedschaft aber nach dem Aufstieg in die Parteispitze ruhen. Politische Gegner verspotten sie dennoch bis heute als Stalinistin.
Seit dem Rückzug ihres heutigen Ehemanns Oskar Lafontaine aus der Bundespolitik führt Wagenknecht den linken Parteiflügel an. Gysi verhinderte lange, dass sie neben ihm in die Fraktionsspitze aufstieg. Im Frühjahr, nach einer internen Abstimmungsniederlage in der Griechenland-Politik, erklärte sie dann frustriert ihren Verzicht auf eine Kandidatur. Jetzt ließ sie sich aber doch relativ schnell umstimmen. Wagenknecht gilt als fast ebenso begnadete Rednerin wie Gysi. Die Fähigkeiten zu führen, zu organisieren und zu integrieren werden ihr von vielen Kritikern aber abgesprochen. Einem möglichen Bündnis mit der SPD und den Grünen steht sie sehr zurückhaltend gegenüber.
Dietmar Bartsch – Stratege und Hoffnungsträger ostdeutscher Reformer
Der 57-Jährige, geboren in Stralsund und ebenfalls schon Gysis Stellvertreter, gilt als einer der erfahrensten Strategen der Partei. Von 1991 bis 1997 war er Schatzmeister der PDS, anschließend wurde er Bundesgeschäftsführer - bis er sich 2010 mit seinem damaligen Parteichef überwarf. Lafontaine, Wagenknechts heutiger Ehemann, warf ihm eine gezielte Intrige vor. Seitdem ist das Verhältnis der beiden gestört. 2012 unterlag Bartsch in einem beispiellosen Flügelkampf um den Parteivorsitz, an dem auch Lafontaine beteiligt war. Seitdem hat der von Gysi protegierte Ökonom den Fraktionsvorsitz im Blick.
Für die ostdeutschen Reformer in der Partei gilt Bartsch als der Hoffnungsträger schlechthin. Für den linken SPD-Flügel ist er derjenige Linke, mit dem sich das Projekt Rot-Rot-Grün nach der Bundestagswahl 2017 am ehesten voranbringen ließe. (dpa/HA)