Hamburg. Kuriose Umfragewerte: Die Euro-Krise nützt den Euro-Kritikern nicht. Die AfD sinkt im Ansehen ihrer eigenen Anhänger.
Die Alternative für Deutschland (AfD) schmückt sich gerne mit dem Attribut „eurokritische“ Partei. Doch ausgerechnet in der aktuellen Euro-Krise um das nach wie vor finanziell schwer angeschlagene Griechenland und seinen umstrittenen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras kann die AfD bei den Bürgern nicht punkten. So müsste die AfD wieder um ihren Einzug in den Bundestag bangen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Dabei hatten viele der AfD bereits ein Potenzial zugetraut, das sie über die Fünfprozenthürde hieven würde.
Im aktuellen Wahltrend von „Stern“ und RTL verlor die AfD einen Prozentpunkt und kommt jetzt nur noch auf fünf Prozent. Auch die Linke verschlechterte auf 8 Prozent (minus 1). Die Grünen verbesserten sich auf 10 Prozent (plus 1). Die Union mit CDU und CSU liegt mit 41 Prozent weiter unter ihrem Ergebnis von 41,5 Prozent, das sie bei der Bundestagswahl 2013 erzielte. Die SPD liegt nach wie vor bei 24 Prozent, die FDP bei 5 Prozent. Auf die sonstigen Parteien entfallen 7 Prozent. Der Anteil der Nichtwähler und Unentschlossenen beträgt 28 Prozent. Das ist ein beunruhigender Wert für die Parteien und die politische Kultur insgesamt. Schon bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg am 15. Februar war die Wahlbeteiligung mit 56,6 Prozent sehr niedrig.
„Das Thema Eurokritik, mit der die AfD einst Wähler zu locken versuchte, scheint deren Anhänger kaum noch zu interessieren“, sagte Forsa-Chef Manfred Güllner. Die Partei könne von der aktuellen Diskussion um die Probleme Griechenlands nicht profitieren. „Dass zudem gerade jetzt der angeblich nationalkonservative Flügel der AfD mit der ,Erfurter Resolution’ einen Rechtsruck fordert, kommt nicht von ungefähr: Die meisten Wähler dieser Partei sind anfällig für rechtsradikales Gedankengut.“
In der „Erfurter Resolution“, die von AfD-Funktionären aus Thüringen und Sachsen-Anhalt initiiert wurde, heißt es, die Partei müsse sich verstehen „als Bewegung unseres Volkes gegen die Gesellschaftsexperimente der letzten Jahrzehnte (Gender Mainstreaming, Multikulturalismus, Erziehungsbeliebigkeit usf.)“.