Gleich fünf Mitglieder der islamkritischen Protestbewegung sind gegangen. Unter ihnen auch Kathrin Oertel. Ihr Rücktritt soll laut Pegida allerdings andere Gründe gehabt haben.
Dresden. Kathrin Oertel und vier weitere Pegida-Führungsmitglieder haben das sogenannte Orga-Team der islamfeindlichen Bewegung verlassen. Das berichtete der „Stern“. Die Bewegung teilte kurz darauf mit, dass sich Oertel und Thomas Tallacker aus der Führung der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlande“ zurückgezogen hätten. Der Wirtschaftsberater Bernd-Volker Lincke aus dem Pegida-„Orgateam“ sagte: „Ich kann Ihnen die Rücktritte bestätigen. Kathrin Oertel, Achim Exner, René Jahn, Thomas Tallacker und ich sind gestern bei Pegida ausgetreten.“ Die nächste Kundgebung in Dresden am kommenden Montag wurde abgesagt.
Nach den Informationen legten Oertel und die anderen bereits am Dienstagabend nach einer Sitzung alle Funktionen und Ämter nieder. Diesen Angaben zufolge ging es bei dem Treffen um die Rolle von Ex-Pegida-Chef Lutz Bachmann, der sich entgegen seinen Rückzugsankündigungen offenbar nicht völlig zurückziehen will. Lincke sagte diesbezüglich: „Ich kann mich nicht identifizieren mit den Äußerungen von Herrn Bachmann, die letzte Woche bekannt wurden. Das ist nicht mein Gedankengut. Das ist für mich ein No-Go, so was zu machen.“
Im Internet waren kürzlich wüste Beschimpfungen Bachmanns gegen Ausländer aufgetaucht – und ein Selfie-Foto mit „Hitler-Bärtchen“. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen ihn. Bachmann hatte sich für die Entgleisungen entschuldigt und den Schaden, den er Pegida damit zugefügt habe, bedauert. Jedoch sollen mehrere Mitglieder des „Orga-Teams“ am Dienstagabend den Eindruck gehabt haben, dass diese Äußerungen nicht ehrlich gewesen seien. Zudem soll Bachmann Probleme damit haben, seinen Führungsanspruch aufzugeben, hieß es in dem „Stern“-Bericht. Aus dem Kreis seiner Mitstreiter verlautete demnach: Bachmann erkenne nicht, dass er der Sache Pegidas im Weg stehe. Nach Bachmanns kürzlichem Rücktritt galt die 37-jährige Oertel als neues Gesicht der Bewegung.
Lincke nannte noch einen Grund für seinen eigenen Austritt: „Was mit Legida in Leipzig passiert, widerstrebt mir, das ist für mich nicht akzeptabel. Das ist ein weiterer Grund für mich.“ Legida gilt als radikaler als Pegida. Auf den Einwand, dass am Sonntag auf der Kundgebung in Dresden auch Silvio Rösler von Legida eine Rede gehalten hatte, sagte Lincke: „Hätte ich es gewusst, hätte ich ein Veto eingelegt. Ich habe erst hinterher davon erfahren.“
Pegida teilte einen anderen Grund für Oertels Rückzug mit: „Fakt ist, Kathrin hat vorerst ihr Amt als Pressesprecherin niedergelegt. Dies ist massiven Anfeindungen, Drohungen und beruflichen Nachteilen geschuldet. Sie hat sich aufgeopfert für unsere Sache; wenn aber nachts schon irgendwelche Fotografen und andere komische Gestalten um ihr Haus schleichen, da kann man es der stärksten Frau nicht übel nehmen, wenn sie eine Auszeit braucht.“