Die Türkei bezieht in Berlin wieder eine eigene Vertretung. Premier Erdogan kommt zum feiern – vor heiklen Gesprächen mit Kanzlerin Merkel.
Berlin. Die Türkei ist nach mehr als 70 Jahren wieder im Berliner Diplomatenviertel mit einer eigenen Botschaft vertreten. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) eröffneten am Dienstag den Neubau im Berliner Tiergarten, wo bis 1945 der Botschafter der türkischen Republik residierte. Zur Feier kamen mehr als 1400 Gäste, darunter viele Deutsch-Türken.
Erdogan rief die in Deutschland lebenden Türken dazu auf, selber einen Beitrag zur Integration zu leisten. „Wir wollen, dass die Türken in Deutschland fließend Deutsch sprechen“, sagte Erdogan. „In diesem Sinne müssen sie Doppelsprachler sein und sich mehr und mehr am Leben beteiligen.“ Sie sollten nicht nur türkische Autoren kennen, „sondern auch Hegel, Kant und Goethe verstehen“, sagte der Ministerpräsident zu den mehrheitlich türkischen Gästen in der Botschaft. Zugleich bekräftigte Erdogan den Anspruch der Türkei auf eine EU-Mitgliedschaft.
In Deutschland leben rund 2,5 Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln, in Berlin haben mehr als 100.000 Menschen einen türkischen Pass. Mehrere Gruppen, etwa die Minderheit der Aleviten, haben Demonstrationen gegen Erdogan angekündigt.
In seiner Rede forderte Westerwelle eine weitere Annäherung zwischen der Türkei und der Europäischen Union. Der Stillstand in den Beitrittsverhandlungen seit zwei Jahren sei für beide Seiten nicht gut. Im kommenden Jahr solle hier ein „neuer Anfang“ gemacht werden, sagte Westerwelle laut Redemanuskript.
Die Kosten für die neue Botschaft werden mit 30 Millionen Euro beziffert. Entworfen wurde das Gebäude, das neben der Botschaft Südafrikas steht, nach Plänen der Berliner Architekten Volkmar Nickol, Thomas Hillig und Felipe Schmidt. Es gilt als weltweit größtes Bauprojekt der Türkei im Ausland. Bisher war die Botschaft in der Rungestraße in Berlin-Mitte untergebracht.
Nicht zustande kam ein zunächst geplanter Besuch Erdogans eines Pokalspiels des Berliner Fußball-Regionallisten Berliner AK 07 gegen den Zweitligisten TSV 1860 München im Jahnsportpark. Als Grund wurden Terminschwierigkeiten genannt. Der BAK hat türkische Wurzeln. Jahrelang waren mehr als 90 Prozent der BAK-Mitglieder türkischer Abstammung.