Leutheusser-Schnarrenberger fordert die Gleichstellung homosexueller Paare und setzt sich unter anderem für volles Adoptionsrecht ein.

Hamburg/Berlin. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat sich für eine volle Gleichstellung homosexueller Paare beim Adoptionsrecht ausgesprochen. "Wenn mehr gleichgeschlechtliche Paare Kinder haben, ist das wunderbar“, schreibt die Ministerin in einem am Mittwoch veröffentlichten Beitrag für das Hamburger Magazin "stern“. Neben der bereits möglichen Stiefkindadoption werde sich die volle Adoption Bahn brechen. "Wenn zwei Menschen des gleichen Geschlechts ein Paar werden, sollte die Politik sie nach Kräften unterstützen“, so Leutheusser-Schnarrenberger.

Zur Debatte über das sogenannte Ehegattensplitting für gleichgeschlechtliche Paare schreibt die Ministerin: "Warum sollte es nicht Aufgabe der Politik sein, geeignete Rahmenbedingungen für eine bunte, individualisierte Lebenswirklichkeit zu schaffen?“

+++ FDP drängt auf Gleichstellung homosexueller Paare +++

+++ Von Beust unterstützt Gleichstellung der Homo-Ehe +++

Im Südwestrundfunk hatte sie ebenfalls am Mittwoch eine steuerliche Gleichstellung sogenannter Homo-Ehen gefordert. "Wir müssen handeln, statt immer nur auf Bundesverfassungsgerichtsentscheidungen zu reagieren.“ Sie schloss nicht aus, dass ihre Partei sich auf längere Sicht auch für ein Familiensplitting einsetzen könnte. Derzeit sei es aber vorrangig, die Ungleichbehandlung eingetragener Lebenspartnerschaften zu beseitigen. "Da sollten wir wirklich in dieser Koalition zeigen, dass wir uns nicht nur drängen und treiben lassen“, so Leutheusser-Schnarrenberger

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis hingegen schreibt im "stern“, durch die Ausweitung des Steuersplittings auf gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften würde der Weg zur Aushöhlung der Ehe fortgesetzt. "Dies kann ich als Christ nicht mittragen.“ Es gebe nicht umsonst einen Gottesbezug in der Präambel des Grundgesetzes. "Eine Gleichstellung wäre auch rechtlich höchst zweifelhaft, weil wir damit eine Verfassungsänderung durch die Hintertür betreiben“, so Geis.

Auch das Forum Deutscher Katholiken (FDK) und die evangelische Kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis (KSBB) distanzierten sich von einem Steuersplitting für gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften. Schon die Einführung der "Verpartnerung“ als Institut sei ein schwerer Fehler gewesen, erklärten die Vorsitzenden Hubert Gindert (FDK) und Andreas Späth (KSBB). Nun dürfe aber auf einem bereits falschen Weg nicht konsequent weitergegangen werden, der "womöglich in der Freigabe der Adoption von Kindern für Homosexuelle endet“.

Demgegenüber befürwortet die Mehrheit der Deutschen laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des "stern“ ein Ehegattensplitting für Homo-Paare. 75 Prozent der Bundesbürger sprachen sie nach den Angaben dafür aus, 23 Prozent dagegen, zwei Prozent hatten keine Meinung dazu. Unter den Befürwortern waren 80 Prozent der SPD-Anhänger, 82 Prozent der Grünen-Wähler, 88 Prozent bei den Linken und 73 Prozent bei den Piraten. Am geringsten ist die Zustimmung bei den FDP-Wählern mit 70 Prozent sowie 66 Prozent bei den CDU/CSU-Anhängern. (KNA)