Der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter avancierte 1981mit dem Buch „Alle redeten vom Frieden“ zur Leitfigur der Friedensbewegung.
Gießen. Der Psychoanalytiker, Friedensaktivist und Autor Horst-Eberhard Richter ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Das teilte am Dienstag die deutsche Sektion der Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW) in Berlin mit, die Richter mitbegründet hatte. Er starb demnach am Montag nach kurzer, schwerer Krankheit. Dies habe seine Familie der IPPNW mitgeteilt. Das Sigmund Freud-Institut in Frankfurt, an dem Richter tätig war, bestätigte die Nachricht.
+++Aus dem Leben Horst-Eberhard-Richters+++
Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann würdigte Richter als Pionier der Übersetzung psychoanalytischer Theorien in alltagstaugliche Erkenntnisse. Richter habe die Theorien von Sigmund Freud oder Carl Gustav Jung „in die konkrete Alltagswelt geholt“ und auf Beziehungen innerhalb der Familie bezogen, sagte Hurrelmann am Dienstag. Das sei hin bis zu konkreten Ratschlägen gegangen.
Richter machte sich als Pionier der psychoanalytischen Familienforschung und -therapie international einen Namen. Sein Buch „Eltern, Kind und Neurose“ aus dem Jahr 1963 wurde zum Standardwerk der Kinderpsychologie und Erziehungswissenschaft. Zu Richters bedeutendsten Werken gehört das 1979 veröffentlichte Buch „Der Gotteskomplex“. Mit „Alle redeten vom Frieden“ avancierte er 1981 zur Leitfigur der Friedensbewegung. Die IPPNW wurden 1985 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Richter wurde 1923 als Sohn eines Ingenieurs in Berlin geboren und studierte dort Medizin, Philosophie und Psychologie. Nach einer Zusatzausbildung zum Psychoanalytiker wurde er 1962 auf den neuen Lehrstuhl für Psychosomatik nach Gießen berufen. An der hessischen Universität baute er ein fächerübergreifendes Zentrum für Psychosomatische Medizin auf, das er 30 Jahre leitete. Nach seiner Emeritierung wechselte er 1992 als Direktor an das Sigmund- Freud-Institut nach Frankfurt und leitete dies bis 2002.
Mit Material von dapd/dpa