Die Koalition steht hinter Wulff. Urlaubsliste offenbart weitere Reisen zu Freunden
Berlin. Während die Opposition Christian Wulff zu Klartext über seinen umstrittenen Privatkredit aufgefordert hat, haben sich führende Koalitionspolitiker hinter den Bundespräsidenten gestellt. "Der Bundespräsident hat sich umfassend erklärt. Ich habe volles Vertrauen in seine Aussagen", sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe der "Welt". Christian Wulff sei zu Recht ein in der Bevölkerung hoch geschätzter Bundespräsident. FDP-Vizefraktionschef Jürgen Koppelin sagte dem "Tagesspiegel", Christian Wulff habe zwar einen Fehler gemacht. Bei der Kritik daran müsse man jedoch darauf achten, das Amt des Bundespräsidenten nicht zu beschädigen.
Die Opposition sieht jedoch Wulffs Glaubwürdigkeit beschädigt und forderte ihn auf, alle Fakten auf den Tisch zu legen. Es sehe so aus, als ob Wulffs Freund, der frühere Unternehmer Egon Geerkens, bei der Kreditvergabe "ein kleines Scheingeschäft eingefädelt hat", sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann der "Bild am Sonntag". SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles brachte indirekt einen Rücktritt Wulffs ins Gespräch. "Er sollte jetzt sehr schnell und wirklich offensiv alles auf den Tisch packen. Wenn er das nicht kann, dann allerdings sollte er darüber nachdenken, ob er weiter Vorbild in Deutschland sein kann", sagte sie in der ARD. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast forderte Wulff laut "Leipziger Volkszeitung" auf, seine "Bringschuld" rasch zu erfüllen.
Wulff steht in der Kritik, weil er 2010 als Ministerpräsident im Landtag den Kredit der Unternehmergattin Edith Geerkens nicht erwähnt hatte, als er nach seinen Geschäftsbeziehungen zu deren Mann gefragt worden war. Seine Anwälte veröffentlichten am Sonntag eine Liste mit privaten Urlaubsreisen, bei denen er Gast von Freunden war. Sie umfasst sechs Urlaubsaufenthalte zwischen 2003 und 2010. Die Urlaube, die Wulff der Erklärung zufolge "überwiegend gemeinsam mit den jeweiligen langjährigen Freunden" verbrachte, hätten keinen Bezug zu seinen öffentlichen Ämtern gehabt, hieß es. Neben Wulffs Mallorca-Trip und dem Aufenthalt im Haus des Unternehmers Carsten Maschmeyer war bisher nur ein Weihnachtsurlaub 2009 in der Villa der Familie Geerkens in Florida bekannt. Bei den Geerkens verbrachte er nach der Liste aber auch schon 2003 und 2004 in Spanien Urlaube.
Als erster Koalitionspolitiker brachte der FDP-Bundestagsabgeordnete Erwin Lotter einen Rücktritt Wulffs ins Gespräch. "Statt mit präsidialem Glaubwürdigkeitskredit den Menschen in turbulenter Zeit Orientierung zu geben, ist der Bundespräsident gefangen im spitzfindigen Formulierungskampf um seinen Hauskredit", sagte Lotter. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), der 2004 als möglicher Kandidat für das Bundespräsidentenamt galt, sagte dem "Spiegel": "Ich weiß gar nicht, ob ich als Bundespräsident so glücklich gewesen wäre." Es belaste ihn heute nicht, dass er nicht Staatsoberhaupt geworden sei.