Berlin. In der Berliner Koalition eskaliert der Streit um den richtigen Weg aus der Euro-Krise. Trotz einer Rüge von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beharrte gestern Wirtschaftsminister Philipp Rösler auf seiner Ansicht, dass man auch eine Insolvenz Griechenlands ins Auge fassen müsse. Es dürfe keine Denkverbote geben, sagte der FDP-Chef der "Rheinischen Post". "Immer mehr Menschen fragen sich, wie es weitergeht. Zu Recht werden ehrliche Antworten verlangt, wie wir mit Staaten umgehen, die ihre Reformzusagen nicht einhalten."
Zuvor hatte Merkel, ohne Rösler namentlich zu nennen, Besonnenheit angemahnt. Es gehe "um sehr, sehr viel", sagte die Kanzlerin im RBB-Inforadio. "Und deshalb sollte jeder auch seine Worte sehr vorsichtig wägen." Unruhe auf den Finanzmärkten könne man nicht gebrauchen. Deutlicher wurde der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok: Politiker wie Rösler redeten die Insolvenz herbei, sagte er.
Unterdessen mahnte US-Präsident Barack Obama die Euro-Staaten, endlich entschlossen gegen die Schuldenkrise vorzugehen. Sie habe "gewaltige Folgen" auf der ganzen Welt. Obama kritisierte: "Europa hat derzeit zwar eine geeinte Währung, aber keine abgestimmte Wirtschaftspolitik."
Für Aufsehen sorgten gestern Berichte, wonach das hoch verschuldete Italien mit China über Unterstützung - angeblich "Investitionen" - verhandelt.