Russlands Premier Wladimir Putin soll den Preis zum Tag der Deutschen Einheit erhalten. Nicht nur Grünen-Chef Özdemir hält dies für ungerechtfertigt.

Berlin. Der Streit um den geplanten Quadriga-Preis für Russlands Premier Wladimir Putin zieht weitere Kreise. Am Dienstag erklärte Grünen-Chef Cem Özdemir, das Kuratorium des Vereins Werkstatt Deutschland zu verlassen. Er begründete den Schritt gestern mit einer "unterschiedlichen Einschätzung über die Verdienste von Putin für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit". Der Preis zum Tag der Deutschen Einheit solle Personen ehren, die sich um die Demokratie verdient gemacht hätten. Er sehe Putin aber nicht in einer Reihe mit Preisträgern wie Michail Gorbatschow und Václav Havel. Auch der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, kritisierte die geplante Ehrung. Der russische Kremlkritiker Boris Nemzow sagte dem ZDF: "Alle anständigen Menschen in Russland sind von der Entscheidung der Deutschen schockiert.“

Roland Jahn, Chef der Stasi-Unterlagenbehörde, sprach sich ebenfalls gegen eine Ehrung Putins aus. "Als Offizier der sowjetischen Geheimpolizei KGB war er eine Stütze der kommunistischen Diktaturen“, sagte Jahn der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post“ (Mittwochsausgabe).

Seit Tagen wird über die für den 3. Oktober geplante Auszeichnung Putins heftig gestritten. Ungeachtet der öffentlichen Kritik hält das Kuratorium für den Quadriga-Preis an der Ehrung fest. Putin werde für seine Verdienste "für die Verlässlichkeit und Stabilität der deutsch-russischen Beziehungen“ ausgezeichnet, erklärte das Kuratorium des Vereins Werkstatt Deutschland am Dienstag.

Das Kuratorium wird für seine Entscheidung vor allem mit Hinweis auf Menschenrechtsdefizite in Russland kritisiert. Nach Angaben der Werkstatt Deutschland werden mit dem Preis seit 2003 Persönlichkeiten und Projekte ausgezeichnet, deren Denken und Handeln auf Werten baut, "die Vision, Mut und Verantwortung dienen“. Geehrt wurden bisher unter anderen Altbundeskanzler Helmut Kohl (CDU), der ehemalige sowjetische Präsident Gorbatschow sowie die DDR-Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley. (dpa/epd/abendblatt.de)