Hamburg. FDP-Generalsekretär Christian Lindner hält es für notwendig, die deutschen Atomkraftwerke länger am Netz zu lassen als seinerzeit von der rot-grünen Bundesregierung vorgesehen. "Unter den Aspekten der Wirtschaftlichkeit, der Versorgungssicherheit und der Klimaverträglichkeit halte ich es für unrealistisch, 2022 das letzte Kernkraftwerk vom Netz zu nehmen", sagte Lindner im Abendblatt-Interview. "Würden wir die Laufzeiten überhaupt nicht verlängern, müssten wir neue Kohlekraftwerke bauen."
Nach den Ereignissen im japanischen Atomkraftwerk Fukushima müsse Deutschland "schneller auf Kernkraft verzichten, als dies im schwarz-gelben Energiekonzept vorgesehen ist", sagte Lindner. "Aber es kann kein Zurück zu den rot-grünen Vorstellungen geben." Union und FDP hatten sich im Herbst 2010 auf eine Laufzeitverlängerung um durchschnittlich zwölf Jahre verständigt.
Lindner bekräftigte seine Forderung, dass "die weit überwiegende Zahl der stillgelegten Altmeiler nicht mehr ans Netz geht". Zugleich mahnte er einen beschleunigten Ausbau des Energienetzes an. "Wir müssen erheblich mehr Geld in die Hand nehmen, um neue Stromleitungen zu bauen - Geld des Staates und Geld der Verbraucher", forderte der FDP-Generalsekretär. "Möglicherweise muss man bei der Planung vorgehen wie nach der deutschen Einheit: mit Planfeststellung per Gesetz."