Dirk Heinrich fordert den mächtigen KBV-Fürst Köhler heraus: “Brauchen einen Neuanfang“. Montgomery kandidiert für Bundesärztekammer.
Hamburg. Der Hamburger HNO-Arzt Dirk Heinrich, 51, fordert den mächtigen Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler, heraus. Bei der Wahl des neuen Vorstands am kommenden Freitag tritt Heinrich gegen Köhler an. "Wir brauchen einen Neuanfang", sagte Heinrich dem Hamburger Abendblatt. "Der Ruf der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hat gelitten. Die Stimmung an der Basis ist schlecht."
Heinrich, der auch Chef des Praxisärzteverbandes NAV-Virchow-Bund ist, sagte, die deutschen Ärzte müssten wieder zueinanderfinden. "Die Verteilungskämpfe müssen aufhören." Die KBV vertritt etwa 150 000 niedergelassene Ärzte. Sie ist der einflussreiche Verhandlungspartner von Politik und Krankenkassen unter anderem bei der Verteilung der Milliarden im Gesundheitswesen. Im Gegenzug muss die KBV dafür sorgen, dass alle Patienten in Deutschland wohnortnah eine gute medizinische Versorgung bekommen.
KBV-Chef Köhler amtiert seit sechs Jahren und will mit seinem Co-Vorsitzenden Carl-Heinz Müller wiedergewählt werden. Schon lange rumort es bei den Praxisärzten, die sich von der KBV nicht mehr richtig vertreten fühlen. Auch die Hamburger KV hatte sich zuletzt gegen die Bundesvereinigung aufgelehnt.
Von zu großer Bürokratie spricht der Hamburger Kandidat Heinrich. "Die Krankenkassen spielen eine immer größere Rolle bei der Honorarverteilung." Das schmeckt den Ärzten nicht. Sie beklagen, dass sie ohnehin für viele Behandlungen nur wenig oder kein Honorar erhalten. "Wenn es im Gesundheitswesen nur eine endliche Summe an Geld gibt, dann gibt es auch nur eine endliche Zahl an Leistungen", sagte Heinrich. "Ärzte in wirtschaftlicher Sorge können ihrem Job nicht so nachgehen, wie sie es sollten."
Auch die als rebellisch geltende Freie Ärzteschaft muckt gegen die KBV-Fürsten auf: Präsident Martin Grauduszus sagte, die Köhler-Ära seien "sechs Jahre nicht genutzter Chancen" gewesen. Mit einem Neuanfang könne man das "vielleicht noch reparieren".
Ein weiterer prominenter Hamburger Arzt schickt sich an, auf Bundesebene eine herausragende Position einzunehmen. Der Radiologe Frank Ulrich Montgomery will sich Mitte dieses Jahres zum Präsidenten der Bundesärztekammer wählen lassen, deren Vize er bereits ist. Sollten Ärztekammer und KBV-Vorsitz in "Hamburger Hand" sein, entspräche das dem Wunsch vieler Mediziner der Stadt, in Berlin größere Präsenz zu zeigen und die Gesundheitspolitik aufzumischen. In Hamburg hat etwa jeder neunte Arbeitsplatz mit Gesundheit zu tun: in Kliniken, Arztpraxen und Krankenversicherungen.