Ein Mandatsverzicht kostet die Regierung eine Stimme
Hamburg/München. Die CSU setzt darauf, dass Karl-Theodor zu Guttenberg schon bald wieder politische Führungsaufgaben übernimmt. Der innenpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl (CSU), sagte: "Ich hoffe, dass er uns als Politiker erhalten bleibt und die Rückkehr so bald wie möglich stattfinden kann." Die politische Klasse in Deutschland habe nicht so viele Talente, als dass man auf Guttenberg verzichten könne. "Es gab Fälle, in denen sehr viel mehr kriminelle Energie bei Politikern vorhanden war, die dann zurückgekehrt sind, als bei Guttenberg", so Uhl.
Außerdem sollen Parteichef Seehofer und der bisherige CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich auf Guttenberg eingewirkt haben, sein Bundestagsmandat zu behalten. Guttenberg hatte angekündigt, alle politischen Ämter niederzulegen. Ist damit auch das Bundestagsmandat gemeint, verliert die schwarz-gelbe Regierungskoalition eine Stimme.
Weil es in Bayern Überhangmandate gab, darf das von Guttenberg mit dem Traumergebnis von 68 Prozent erworbene Mandat im Wahlkreis Kulmbach nicht neu besetzt werden. Union und FDP haben zurzeit eine Mehrheit von 332 der 622 Stimmen. Bis zum Mittwochabend hatte Guttenberg das Mandat noch nicht niedergelegt.
Der bayerische Politikwissenschaftler und CSU-Experte Heinrich Oberreuter hält eine Rückkehr Guttenbergs zur Bundestagswahl 2013 für denkbar. Wenn Guttenberg in seinem Wahlkreis antrete und die Wähler ihn "in Kenntnis seiner persönlichen Geschichte" wählen, sei er wieder legitimiert, sagte Oberreuter der Nachrichtenagentur dapd. Guttenberg habe sich selbst vom Spielfeld genommen. "Er kann sich auch wieder einwechseln und zur Stammmannschaft gehören." Die CSU sei aber nicht von seiner Popularität abhängig. Oberreuter riet der Partei, die Plagiatsaffäre jetzt nicht zu verharmlosen, um Guttenberg schnell zurückzuholen.