Gesundheitsminister will auch mit ausländischen Helfern Fachkräftemangel in Altenheimen beheben
Berlin. Höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen sollen helfen, den Mangel an Pflegekräften in Deutschland zu lindern. Darüber seien sich Experten einig, sagte Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) nach einem Fachgespräch mit Pflegeverbänden in Berlin. Der Deutsche Pflegerat lobte das Treffen. "Das Problem ist angekommen", sagte Verbandspräsident Andreas Westerfellhaus.
Rösler plant für kommendes Jahr eine umfassende Pflegereform. Das Expertentreffen war das erste einer ganzen Reihe zu deren Vorbereitung. "Wir wollen das Thema Pflege zum Thema des Jahres 2011 machen", sagte Rösler. Erstes großes Thema war der zunehmende Mangel an Fachkräften. Das Statistische Bundesamt prognostiziert, dass in 15 Jahren etwa 152 000 Pflegekräfte fehlen werden. Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (BPA) spricht sogar von einem Bedarf von 400 000 Pflegekräften bis 2020, davon 250 000 in der Altenpflege.
Rösler sagte nach dem Treffen, es habe Einigkeit bestanden, dass die Ausbildung von Kranken- und Altenpflegern vereinheitlicht werden soll. Damit gäbe es mehr Entwicklungs- und Wechselmöglichkeiten im Beruf. Geklärt werden muss noch, wie die in der Altenpflege erhobene Ausbildungsumlage erweitert werden kann.
Rösler will zudem mit Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) besprechen, wie es mit der von der Bundesagentur finanzierten Umschulung von Pflegekräften weitergehen soll. Die Finanzierung durch den Steuerzahler dürfe nicht dazu führen, dass sich die Branche aus ihrer Aufgabe zurückziehe, sagte der Minister.
Um junge Leute für den Beruf zu begeistern und ältere in der Pflege zu halten, setzt Rösler auf altersgerechte Arbeitsplätze, Hilfe in seelisch belastenden Situationen und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Daneben sei klar, dass die Bezahlung oberhalb des Mindestlohns von 8,50 Euro liegen müsse. Angesichts des harten Wettbewerbs um gute Leute sei das auch vielen Arbeitgebern klar, sagte der Minister.
Pflegeratspräsident Westerfellhaus nannte die Gespräche konstruktiv. Von der Runde gehe das Signal aus, dass der Fachkräftemangel als Problem erkannt worden sei und nun systematisch bekämpft werden solle.
Arbeitsministerin von der Leyen hatte vor dem Treffen im Deutschlandradio noch einmal für die Lockerung der Zuwanderungsregeln geworben. Rösler sagte, er werde in der Koalition darauf dringen, dass die Vorrangprüfung auch für Pflegekräfte abgeschafft werde. Damit müsste nicht zuerst geprüft werden, ob ein Arbeitnehmer aus Deutschland für eine freie Stelle infrage komme. Der Minister sagte, in der Praxis spiele die Vorrangprüfung ohnehin keine Rolle, weil es nicht genügend deutsche Kräfte auf dem Markt gebe. In der Koalition ist das Thema allerdings umstritten. Die CSU wehrt sich vehement gegen die Lockerung der Zuwanderungsregeln.