Die Öffentlichkeitsarbeit der Bahn dringt mit ihren Argumenten nicht zu den S21-Gegnern durch
Hamburg. Seit mehr als zehn Jahren sind die Pläne für den Umbau des Stuttgarter Kopfbahnhofs zu einem modernen Durchgangsbahnhof und der damit verbundene Ausbau der Bahntrasse Wendlingen-Ulm bekannt. Neun Öffentlichkeitsarbeiter der Deutschen Bahn Stuttgart-Ulm und die Stuttgarter PR-Agentur Die Crew sind permanent damit beschäftigt, über das Bauvorhaben zu informieren - und trotzdem gelingt es ihnen nicht, die Kritik an dem Projekt zu entkräften.
So kritisiert Unionsfraktionsvize Arnold Vaatz: "Ganz gewiss ist es so, dass die Bahn zur Popularisierung des Projekts hätte wesentlich mehr beitragen können." Zwar herrsche bei vielen Kritikern eine "fatale Technologiefeindlichkeit", dennoch lasse das Werben für den Umbau zu wünschen übrig, sagte Vaatz dem Abendblatt.
Bei der Bahn gibt man sich reumütig: "Die Öffentlichkeitsarbeit der Projektpartner hat die Bürger in den 15 Jahren, in denen das Projekt geprüft und gewilligt wurde, einfach zu wenig mitgenommen."
Die Kritik der Stuttgart-21-Gegner stützt sich auf mehrere Punkte, denen die Bahn allerdings widerspricht:
Eine reine Modernisierung des Kopfbahnhofs und ein Verzicht auf den Durchgangsbahnhof seien viel billiger.
Auch diese Minimalvariante - bekannt unter dem Kürzel K21 - kostet laut Bahn noch 3,7 Milliarden Euro. Der Verwaltungsgerichtshof habe dieses Projekt schon 2006 geprüft und bezweifelt, dass K21 eine Alternative sei.
Die gewaltigen Kosten des Projekts sollen nach einem Gutachten der Grünen am Ende bis zu zehn Milliarden Euro betragen - und damit fast doppelt so viel wie ursprünglich geplant.
Laut Bahn betragen die aktuellen Zahlen dagegen 4,1 Milliarden Euro für das Projekt Stuttgart 21 (S21) und weitere 2,89 Milliarden für die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm. Das sei das aus heutiger Sicht zu erwartende finanzielle Ergebnis, das man auch immer offen kommuniziert habe.
Die Steigung der Trasse Wendlingen-Ulm sei zu stark für schwere Güterzüge.
Die Steigung ist laut einem Sprecher der Bahn kein Hindernis. Für Güterzüge und moderne Hochleistungszüge sei es kein Problem, die Strecke zu überwinden. Beim Projekt Stuttgart 21 seien alle EU-Bauvorschriften und Normen geprüft und eingehalten worden.
Gipskeuperschichten könnten während der Tunnelarbeiten bei Kontakt mit Wasser aufquellen und Schäden an der Erdoberfläche verursachen.
Nach Angaben der Bahn wurde die Strecke geologisch überprüft. Der Vortrieb werde zudem trocken gestaltet.
Weil die engen Tunnel eine spezielle Leittechnik erfordern , können laut "Stern" nicht alle Züge die Strecke befahren.
Der Bahn zufolge entsprechen alle Planungen nationalem und europäischem Recht. "Da noch nicht alle Züge diese moderne Technik haben, wird sie parallel zu der konventionellen Technik eingebaut." Es sei zudem normal, dass bei über Jahre laufenden Bauprojekten schrittweise ausgeschrieben werde.