“Wir halten uns nicht mehr zurück“, kündigt der oberste Gewerkschafter an
Hamburg. Angesichts des Wirtschaftsaufschwungs rücken die Gewerkschaften von der moderaten Lohnpolitik der vergangenen Jahre ab und fordern deutlich höhere Einkommen für die Arbeitnehmer. "Im Aufschwung halten wir uns nicht mehr zurück", sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, dem Abendblatt. "Es kann nicht sein, dass die Beschäftigen vielfach für die Krise bezahlen", sagte Sommer. Die Arbeitnehmer hätten durch Kurzarbeit auf Lohn verzichtet, und die Gewerkschaften hätten eine moderate Lohnpolitik gemacht.
Als erste Gewerkschaft hatte die IG Metall diesen Kurs mit einer Lohnforderung konkretisiert. Sie verlangt sechs Prozent mehr Gehalt für die nordwestdeutsche Stahlindustrie.
Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, wies diese Forderung als unangemessen zurück. Der Aufschwung stehe noch auf wackeligen Beinen, schrieb er in einem Beitrag in der "Bild am Sonntag".
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Arbeitgeber und Gewerkschaften zu maßvollen Tarifabschlüssen aufgerufen. Es müssten bei den anstehenden Verhandlungen "Lösungen der Vernunft" gefunden werden, sagte Merkel gestern in der ARD.