Angela Merkel kritisierte den Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin scharf. Damit war sie im politischen Berlin nicht die einzige.
Berlin. Thilo Sarrazin, Bundesbank-Vorstand und ehemaliger Berliner Finanzsenator, sorgt mit seinen jüngsten Äußerungen zu Migranten parteiübergreifend für Empörung : Nachdem SPD-Chef Sigmar Gabriel ihm schon den Parteiaustritt nahegelegt hat , äußerte sich jetzt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). „Das sind Äußerungen, die für viele Menschen in diesem Land nur verletzend sein können“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die Worte Sarrazins seien überhaupt nicht hilfreich, um bei der Integration voranzukommen.
Die Worte des früheren SPD-Finanzsenators in Berlin seien auch nicht erforderlich gewesen, um auf die Probleme bei der Integration hinzuweisen, fügte Seibert hinzu. Sarrazin vertritt in seinem auszugsweise vorab veröffentlichten Buch „Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“ die These, dass muslimische Einwandererfamilien überproportional von Sozialleistungen profitierten und keinen Beitrag zum Wohlstand leisteten.
+++ Sarrazin fordert mehr Druck auf muslimische Migranten +++
SPD-Chef Sigmar Gabriel hat Sarrazins Worte inzwischen als teilweise gewalttätig kritisiert und dem früheren SPD-Landespolitiker indirekt den Austritt aus der Partei nahegelegt. Grünen-Chef Cem Özdemir sagte zu "Spiegel Online" : „Thilo Sarrazin ist ein Stammeskrieger, wie ihn sich ein Bin Laden nur wünschen kann.“ Sarrazin mache sich mit „denen gemein, die den Menschen nicht individuell nach seinen Weltanschauungen bewerten, sondern nach seiner kulturellen Herkunft“, kritisierte der Grünen-Chef. „Anstrengungen zur Bewältigung der dramatischen sozialen Schieflage in unserem Land, nicht nur bei Migranten, erweist er damit einen Bärendienst.“
Özdemirs Ko-Vorsitzende Claudia Roth forderte eine Abberufung Sarrazins vom Posten des Bundesbank-Vorstandes. „Wie lange duldet die Bundesbank denn noch die Hetzparolen ihres Vorstandsmitglieds Sarrazin“, sagte sie zu "Handelsblatt Online" . Dessen erneute Einlassungen seien keine Provokation, sondern blanker Rassismus.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland sprach in Zusammenhang mit Sarrazins Äußerungen von „rassistischen Hasstiraden“. „Ich würde Herrn Sarrazin den Eintritt in die NPD empfehlen, das macht die Gefechtslage wenigstens klarer und befreit die SPD“, sagte der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, zu Handelsblatt Online.